In seinem Grußwort zur Verleihung des Lew-Kopelew-Preises für Frieden und Menschenrechte an Kapitän Claus-Peter Reisch und die Seenotrettungsinitiative "Mission Lifeline" erinnert der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, daran, dass in den vergangenen fünf Jahren "etwa 18.000 Flüchtlinge und Migranten im Mittelmeer ertrunken" sind: "Männer, Frauen und Kinder, die ein Leben in Freiheit, Sicherheit und Würde suchten, und die stattdessen an dieser europäischen Außengrenze den Tod fanden". Das Mittelmeer sei von einem "Raum der Verbindung zwischen Europa, Afrika und dem Nahen Osten" zu einem "Raum der Abschottung" geworden.
Papst Franziskus: Europa hat humanitäre Verantwortung
Kardinal Marx zitiert in dem kurzen Schreiben Papst Franziskus. Der Heilige Vater habe "die Staaten Europas immer wieder an ihre humanitäre Verantwortung erinnert". Ganz bewusst habe er im Juli 2013 seine erste Reise als Papst nach Lampedusa unternommen und "mit eindringlichen Worten der vielen Ertrunkenen gedacht": "Wer hat geweint über den Tod dieser Brüder und Schwestern? Wer hat geweint um diese Menschen, die im Boot waren? ... Wir sind eine Gesellschaft, die die Erfahrung des Weinens, des ‚Mit-Leidens‘ vergessen hat: Die Globalisierung der Gleichgültigkeit hat uns die Fähigkeit zu weinen genommen!"
Kardinal Marx: Nicht mit Elend und Not abfinden
Als Christen, so Marx, dürften "wir uns mit dem Elend und der Not von Menschen nicht einfach abfinden", denn: "Abgrenzung und Abgestumpftheit widersprechen der Botschaft Jesu Christi". Vielmehr seien wir "zu gelebter Nächstenliebe und tatkräftiger Solidarität aufgerufen". Die Seenotretter geben dafür ein konkretes Beispiel: "Mit großem persönlichen Einsatz helfen sie dort, wo die meisten von uns lieber wegsehen". Der "ethischen und völkerrechtlichen Pflicht zur Seenotrettung" dürften sich die Staaten Europas aber nicht entziehen, so der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz.
Recht auf Leben zentrales Menschenrecht
Die Menschenrechte, so Kardinal Marx weiter, "wären ohne das Recht auf Leben praktisch bedeutungslos". Deshalb sei es "gut und richtig, den unermüdlichen Einsatz für die Rettung von Menschenleben mit einem Menschenrechtspreis zu ehren". Kardinal Reinhard Marx gratuliert abschließend den Preisträgern und wünscht ihnen für ihr weiteres Engagement Gottes reichen Segen.
DT (jobo)
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