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„Jedes Land hat ein Recht auf Grenzen“

Der Ungarische Botschafter am Heiligen Stuhl erklärt, weshalb die Migrationspolitik des Premierministers Orban für ihn nicht im Konflikt mit der Haltung des Papstes steht. In dessen Haltung gegenüber Migranten erkenne er zwei unterschiedliche Seiten.
Papst Franziskus besucht Flüchtlingslager Moria auf Lesbos
Foto: Orestis Panagiotou (ANA-MPA) | ARCHIV - Papst Franziskus (M) besucht am 16.04.2016 das Flüchtlingslager Moria auf Lesbos, Griechenland. Papst Franziskus hatte am 22.04.2017 die Aufnahmezentren für Migranten in Griechenland mit Konzentrationslagern ...

Eduard Habsburg-Lothringen  hat die Flüchtlingspolitik des ungarischen Premierministers Viktor Orban verteidigt. Man sollte nicht von vornherein festlegen, was die christliche Antwort auf die Migrationsfrage ist, erklärte der Ungarische Botschafter am Heiligen Stuhl im Gespräch mit „Vatican News“. „Geben wir verschiedenen Ländern das Recht, verschiedene Lösungen zu finden – und reden wir miteinander“, so Habsburg-Lothringen.

Die Politik der ungarischen Regierung sieht er nicht zwingend im Konflikt mit der Haltung des Papstes zum Thema Flüchtlinge. Franziskus habe seinen Standpunkt in der Flüchtlingsfrage immer wieder verfeinert, so der Vatikan-Botschafter. „Im Jahr 2015 hat er davon gesprochen, dass Zäune aufstellen nicht gut und nicht christlich sei. Heute sagt er aber auch: Ein Land soll nur Flüchtlinge aufnehmen, wenn es sie auch ordentlich integrieren kann.“ Zudem betonte Habsburg-Lothringen, dass jedes Land ein Recht auf Grenzen habe, „und diese Grenzen müssen auch geschützt werden können“. Ein Land müsse auch die Ängste seiner Bürger wahrnehmen.

Was die Einstellung des Papstes gegenüber Migranten betrifft, erkenne er zwei Seiten, so Habsburg-Lothringen. „Einerseits der radikale Vertreter des Evangeliums, der eigentlich die ganze Welt retten möchte und jeden Flüchtling in Europa umarmen und aufnehmen will, im Namen des Evangeliums.“ Andererseits sieht der ungarische Botschafter aber aber auch den Politiker und Staatsmann Franziskus. Dieser wisse, dass ein Staat nicht so handeln könne. Ein Staat, so betonte Habsburg-Lothringen, müsse auch an Verantwortung für die Bürger denken. „Irgendwo zwischen diesen beiden Punkten sehe ich die Position von Papst Franziskus.“

DT/mlu

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