Die kulturelle Integration von Muslimen – die Eingliederung in die deutsche Staats- und Gesellschaftsordnung ist – ist für den Integrationsexperten Joachim Wagner mehrheitlich gescheitert. Bei keiner anderen Migrantengruppe sei die Distanz zur Bundesrepublik größer als bei den Muslimen, erklärt Wagner im Gespräch mit der „Tagespost“. Die Verantwortung für die gescheiterte Integration liege in erster Linie bei den Muslimen selbst, aber auch bei der Politik, meint Wagner, der bis 2008 stellvertretender Leiter des ARD-Hauptstadtstudios in Berlin war. Die Politik habe die Bedeutung von Religion und Kultur im Islam unterschätzt. Auch Teile der deutschen Zivilgesellschaft trügen mit ihrer „islamkritischen bis islamfeindlichen Haltung“ zum Scheitern der kulturellen Integration bei, meint der 74-Jährige. Das schlagkräftigste Indiz für das Scheitern der Integration war nach Wagners Ansicht das Wahlverhalten türkischstämmiger Muslime beim Referendum über ein Präsidialsystem in der Türkei. „Wenn fast zwei Drittel für die Abschaffung des demokratischen Rechtsstaates in der Türkei gestimmt haben, zeigt dies, dass sie dessen Werte hier nicht verinnerlicht haben.“ Forschungsergebnissen zufolge bewegten sich die Anteile von religiös-konservativen und fundamentalistischen Muslimen zusammen zwischen 55 und 70 Prozent. Bei ihnen sei von einer geringen Integrationsbereitschaft und -fähigkeit auszugehen, behauptet Wagner, der zu dem Thema jüngst ein Sachbuch mit dem Titel „Die Macht der Moschee. Scheitert die Integration am Islam?“ veröffentlicht hat.
Wagner sieht auch religiöse Integrationshindernisse: „Wenn es nach Umfragen für fast die Hälfte der Muslime wichtiger ist, im Konfliktfall den Geboten der Religion Vorrang vor staatlichen Gesetzen und der Demokratie einzuräumen, ist bei ihnen die Integration in unsere Rechtsstaats- und Demokratiekultur fehlgeschlagen.“ Dieser Teil der Muslime habe nicht begriffen, dass das Grundgesetz in Deutschland über der Bibel oder dem Koran stehe.
Das ausführliche Interview lesen Sie in der aktuellen Ausgabe der „Tagespost“ vom 05. April.
DT