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Indien: Zunehmende Gewalt gegen Christen

Mindestens 29 gewaltsame Angriffe gegen Christen zählt die Menschenrechtsorganisation „ADF International“ allein im Januar. Körperliche wie verbale Gewalt bis hin zu willkürlichen Verhaftungen von Christen seien an der Tagesordnung.
Christen in Indien: zunehmende Verfolgung
Foto: Sanjeev Gupta (EPA) | ADF zufolge würden Gläubige immer wieder von Schlägertrupps überfallen, während sie sich zum Gebet versammelt hätten.

In Indien kommt es immer häufiger zu gewaltsamen Angriffen gegen Christen. Allein im Januar soll es Medienberichten zufolge mindestens 29 Übergriffen gegeben haben. Die christliche Menschenrechtsorganisation „ADF International“ dokumentiert die Vorfälle und will das Bewusstsein für die Bedrohung schärfen, der die christliche Minderheit in Indien ausgesetzt ist.

Christen werden ihrer Grundrechte beraubt

ADF zufolge würden Gläubige immer wieder von Schlägertrupps überfallen, während sie sich zum Gebet versammelt hätten. Dabei machten die Täter auch vor Frauen und Kindern nicht Halt. Verbale Beschimpfungen und Beleidigungen seien an der Tagesordnung. Die indische Polizei decke nicht nur die Täter, oft gehörten Polizeibeamte sogar zu den Unterdrückern. Beispielsweise dann, wenn Christen unter dem Vorwand fadenscheiniger Anschuldigungen verhaftet würden.

„Die indische Verfassung schützt zwar das Recht auf Religionsfreiheit, dennoch beobachten wir,  dass Christen der Verfolgung ausgesetzt sind und ihrer Grundrechte beraubt werden“. So der Vorsitzende von ADF International, Paul Coleman. Die Übergriffe stellten leider keine Einzelfälle dar, sondern seien in Indien an der Tagesordnung.

"Normale Bürger fühlen sich in ihrem eigenen Land unsicher"

Weitere Beispiele der Unterdrückung, die ADF dokumentiert: In einer Stadt seien mehrere Christen in einen hinduistischen Tempel verschleppt worden, wo man sie gezwungen habe, hinduistischen Göttern zu huldigen. Zudem seien christliche Bewohner eines Dorfes aufgrund ihres Glaubens geschlagen und exkommuniziert worden, während man ihre Bibeln vernichtete.

Den indischen Bischöfen ist die Gewalt gegen Christen als zunehmendes Problem bekannt. „Normale Bürger fühlen sich in ihrem eigenen Land unsicher“, beklagt Leo Cornelio, Erzbischof im Erzbistum Bhopal im Bundesstaat Madhya Pradesh. Er rief alle politischen Parteien und führende Religionsvertreter dazu auf, vereint gegen jenes Übel in der indischen Gesellschaft vorzugehen.

Premierminister Modi will Indien zu rein hinduistischem Land machen

Indiens Premierminister Narendra Modi verurteilte zwar die Taten und forderte die Regierungen in den einzelnen Bundesstaaten zum Handeln auf. Modi gilt jedoch als Nationalist – viele Beobachter werfen ihm vor, Indien zu einem ausschließlich hinduistischen Land zu machen. Sollte der Premier dieses Ziel verfolgen, dürfte sich an der Lage der Christen in absehbarer Zeit wohl kaum etwas ändern.

DT/mlu

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