Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung

Hebammenmangel: Jede fünfte Frau nimmt keine Nachsorge in Anspruch

Der Hebammenmangel in Deutschland wirkt sich negativ auf die Betreuung von Müttern nach der Geburt aus. Mehr als jede fünfte Frau nimmt keine Wochenbettbetreuung in Anspruch, wie eine Studie jüngst herausfand.
Hebammenmangel in Deutschland
Foto: Focke Strangmann (dpa) | Die Hebamme Ingeborg Stadelmann, die auch Verlegerin und Referentin ist, nennt mehrere Gründe für den Mangel an Hebammen in Deutschland.

Der Hebammenmangel in Deutschland wirkt sich negativ auf die Betreuung von Müttern nach der Geburt aus. Mehr als jede fünfte Frau nimmt nach der Geburt keine Wochenbettbetreuung in Anspruch. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der „kartenmacherei“ in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut Skopos. Befragt wurden deutschlandweit 1 000 Mütter zu ihrer Suche nach einer Hebamme für die Nachsorge.

Gesetzlicher Anspruch auf Nachsorge

Auf die Nachsorge besteht eigentlich ein gesetzlicher Anspruch. Die Hauptursache dafür, dass mehr als 20 Prozent der Mütter von diesem Recht keinen Gebrauch machen, ist dem Ergebnis der Studie zufolge eine fehlende Verfügbarkeit von Hebammen im direkten Umfeld. Ein weiteres Drittel gab an, nichts von dem gesetzlichen Anspruch zu wissen. Speziell jüngere Frauen tendierten dazu, sich gegen die Unterstützung zu entscheiden, geht aus der Studie hervor. Während noch über 80 Prozent der Frauen über 30 eine Nachsorgehebamme suchen, nehmen nur gut 70 Prozent der Frauen unter 30 die Dienste einer Hebamme nach der Geburt in Anspruch.

Ein Drittel der befragten Frauen ohne Nachsorgehebamme gab an, sich zu spät um die Suche nach einer Hebamme gekümmert zu haben. Gut 20 Prozent der Befragten beginnen im dritten Schwangerschaftsmonat mit der Suche nach einer Hebamme. Knapp acht Prozent kümmerten sich ihren Angaben nach erst im achten Monat oder später um eine Hebamme für die Nachsorge.

Anspruch auf Hebammenhilfe bis zum Ablauf von zwölf Wochen

Die im oberbayerischen Gilching ansässige „ kartenmacherei“ ist ein Geburts- und Hochzeitskartenhersteller. Hintergrund der Studie sei der sehr hohe Frauen- und Mutteranteil im Unternehmen, sodass ein Großteil der Mitarbeiterinnen selbst von dem starken Hebammenmangel betroffen ist. Intern sei das Thema immer wieder zur Sprache gekommen.

Gesetzlich versicherte Frauen haben während der Schwangerschaft sowie bei und nach der Entbindung Anspruch auf ärztliche Betreuung und Hebammenhilfe. Dies schließt die Untersuchungen zur Schwangerschaftsfeststellung und Schwangerenvorsorge ein. In Hinblick auf die Wochenbettbetreuung besteht ein Anspruch auf Hebammenhilfe bis zum Ablauf von zwölf Wochen nach der Geburt. Weitergehende Leistungen bedürfen der ärztlichen Anordnung.

Arbeit als Hebamme lohnt sich finanziell immer weniger

Die Hebamme Ingeborg Stadelmann, die auch Verlegerin und Referentin ist, nennt mehrere Gründe für den Mangel an Hebammen in Deutschland. Finanziell lohne sich die Arbeit immer weniger, daher zögen sich viele Hebammen aus der Geburtshilfe zurück. Dies sei auch oft der Fall, wenn Hebammen selbst Mütter werden und für ihre Familie da sein wollten. „Ein Wiedereinstieg in den Beruf mit reduzierter Stundenzahl lohnt aus finanzieller und steuerlicher Sicht schlicht und ergreifend nicht“, so Stadelmann. Viele orientieren sich daher nach der Geburt eines Kindes beruflich um. Daher appelliert Stadelmann, Anreize dafür zu schaffen, dass Frauen den Beruf der Hebamme wieder langfristig und gerne ausführen.

DT/mlu

Die Hintergründe zu diesem Thema finden Sie in der Wochenausgabe der Tagespost. Kostenlos erhalten Sie die Zeitung hier.

Themen & Autoren

Weitere Artikel

Kleine Menschen, die zu Gott gehen: Wie lebt man mit einem ungeborenen Kind, dessen früher Tod gewiss ist?
22.09.2023, 19 Uhr
Peter Winnemöller Sabine Winnemöller
Kathrin Larsen hat ein spirituell reiches Buch für geistliche Mütter, Eltern und Großeltern verfasst. 
17.04.2024, 07 Uhr
Barbara Wenz

Kirche

Eine Tagung in Stift Heiligenkreuz mit Erzbischof Georg Gänswein und Kardinal Kurt Koch befasste sich mit der Relevanz des Priestertums heute. 
18.04.2024, 13 Uhr
Leander Lott