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Großerzbischof Schewtschuk: Konflikt in Ukraine nicht vergessen

Der ukrainische Großerzbischof Schewtschuk spricht bei der jährlichen Obersten Versammlung der Kolumbusritter in Baltimore. Dabei appelliert er an die internationale Gemeinschaft, die Ukraine nicht zu vernachlässigen, und dankt den Laien der Kolumbusritter für die Unterstützung in den Konfliktgebieten.
Großerzbischof Schewtschuk erinnert an Ukraine-Konflikt
Foto: Alexander Ermochenko (EPA) | Panzer in der Region Luhansk: Der Krieg in der Ostukraine habe bereits merh als 10 000 Menschen das Leben gekostet, beklagt Großerzbischof Schewetschuk.

Seit 2014 sei die Ukraine das Opfer von unerbittlicher militärischer Aggression und habe zahllose menschliche Tragödien erleiden müssen. Doch die Medien hätten ihre Aufmerksamkeit nun anderen Konfliktgebieten zugewandt. Dies beklagte das Oberhaupt der Ukrainischen katholischen Kirche, Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk.

"Internationale Gemeinschaft darf Ukraine nicht vernachlässigen"

„Wir appellieren an die internationale Gemeinschaft, die Ukraine nicht zu vernachlässigen, und uns nicht mit einem viel größeren und stärkeren Aggressor alleine zu lassen“, so der Großerzbischof der Diözese Kiew-Halych. Schewtschuk sprach über die Lage in seinem Heimatland beim Staatsbankett der Kolumbusritter im Rahmen der 136. jährlichen Obersten Versammlung. Diese fand vergangene Woche in Baltimore im US-Bundesstaat Maryland statt. Die in den USA gegründeten Kolumbusritter sind eine der weltweit größten katholischen Laienorganisationen.

Dem Obersten Ritter, Carl Anderson, sowie allen Mitgliedern der Organisation dankte Großerzbischof Schewtschuk für deren Unterstützung. Im Jahr 2011 wurden die Weichen gestellt, um die Kolumbusritter auch in der Ukraine zu etablieren. 2013 wurde schließlich in der Hauptstadt Kiew der erste Rat der Laienorganisationen ins Leben gerufen.

"Kolumbusritter haben Mut und Nächstenliebe bewiesen"

Die Kolumbusritter hätten in der Ukraine Mut und Nächstenliebe unter Beweis gestellt, indem sie sich an die Seite von Hunderttausenden Männern und Frauen stellten, die ihr Recht verteidigen wollten, in einer gerechten Gesellschaft zu leben, in der die Würde des Menschen respektiert wird, so Schewtschuk. Als sich der damalige ukrainische Präsident Janukowitsch kurz darauf nach Russland absetzte, habe der Krieg unerwartet an die Türen der Ukrainer geklopft – ausgelöst vom östlichen Nachbarn.

„Er begann zu einem Zeitpunkt, als niemand bereit dafür war. Niemand wusste, wie man damit umgehen sollte“, erinnerte sich der Großerzbischof. Dann seien im Frühjahr 2014 die Halbinsel Krim von Russland annektiert und nur kurze Zeit später die östlichen Regionen Donetsk und Luhansk besetzt worden.

"Nächstenliebe ist Mittel gegen Egoismus und Gleichgültigkeit"

Seitdem seien fünf Millionen Ukrainer gezwungen gewesen, ihre Heime in der Ostukraine zu verlassen. „Der Krieg hat bereits mehr als 10 000 Menschen das Leben gekostet und es gibt mehr als 24 000 Verletzte und Zerstörungen unvorstellbaren Ausmaßes“, beklagte Großerzbischof Schewtschuk. Das Oberhaupt der mit Rom unierten Ukrainer sprach von der größten humanitären Krise auf dem europäischen Kontinent seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs.

Die Hilfe der Kirche könne man in einem Wort zusammenfassen: „Diakonie. Das bedeutet, dem Nachbarn zu dienen, denen zu helfen, die vom Krieg betroffen sind, indem man ihnen geistliche Führung und sozialen Dienst anbietet“, so Schewtschuk. Nächstenliebe sei ein Mittel gegen Egoismus und Gleichgültigkeit. „Und ich würde sagen, Nächstenliebe ist auch der Schlüssel dazu, den Erfolg der Kolumbusritter in der Ukraine zu verstehen.“ Die Laienorganisationen habe sich großzügig und mit ganzem Herzen der Grundbedürfnisse der ukrainischen Gesellschaft angenommen und eine tragende Rolle dabei gespielt, Menschen in der Ukraine dafür zu mobilisieren, den Bedürftigen zu helfen.

DT/mlu

 

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