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Giffey gegen Ramadan-Fasten von Schulkindern

Bundesfamilienministerin und Kinderschutzbund warnen vor möglichen gesundheitlichen Folgen.
Bundesfamilienministerin Franziska Giffey
Foto: Jens Büttner (dpa-Zentralbild) | Gesundheitliche Folgen: Giffey gegen Ramadan-Fasten von Schulkindern.

Gesundheit geht vor – auch beim Ramadan-Fasten. "Kinder müssen regelmäßig trinken und essen, sonst können sie nicht aufmerksam sein, lernen und sich gesund entwickeln. Das gilt generell und natürlich auch im Ramadan", sagte Giffey der "Welt" (Freitag).

Verantwortungsvoller Umgang mit dem Thema Fasten

Viele muslimische Eltern gingen zwar sehr verantwortungsvoll mit dem Thema Fasten um. "Leider gibt es aber auch jedes Jahr Kinder, die im Ramadan zusammenklappen, weil sie nicht genug getrunken und gegessen haben", so Giffey weiter. Um das zu verhindern, müssten alle Beteiligten zusammenarbeiten - Eltern, Lehrkräfte, Moscheen und Vertreterinnen und Vertreter der Muslime in Deutschland, so die Ministerin: "Es geht darum deutlich zu machen, dass Kinder nicht fasten müssen. Kindeswohl, Gesundheit und das Lernen in der Schule gehen vor."

Kinderschutzbund: Schulen zum Eingreifen verpflichtet

Der Kinderschutzbund verwies darauf, dass Schulen und Sportvereine zum Eingreifen verpflichtet seien, wenn sie gesundheitliche Einschränkungen erkennen. In solchen Fällen sei es sinnvoll, dass Eltern und Kinder gemeinsam nach einer Lösung suchen - dass die Kinder etwa nur stundenweise fasten oder nur am Wochenende. Gemeinsam mit dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte hat der Kinderschutzbund eine Handreichung zum Thema entwickelt.

Grünen-Abgeordnete: Altersgerecht fasten

"Unser Ziel ist es, dass Kinder, die fasten möchten, dies altersgerecht und ohne ihre Gesundheit zu schädigen tun", sagte die Grünen-Bundestagsabgeordnete Ekin Deligöz, Vorstandsmitglied beim Kinderschutzbund. Das Wichtigste sei das Wohl des Kindes und sein gesundes Aufwachsen. Dazu seien eine gute Kommunikation zwischen allen Beteiligten und gegenseitiges Verständnis erforderlich. "Ich setze weniger auf Sanktionen, sondern mehr auf Kommunikation."

Kinder- und Jugendärztin: "Kinder sind noch im Wachstum"

Dagegen zeigte sich die SPD-Bundestagsabgeordnete Nezahat Baradari entschieden gegen das Fasten von Kinder während des Ramadan. "Kinder sind noch im Wachstum - sowohl in Bezug auf ihren Geist als auch auf ihren Körper. Ein Entzug nicht nur von Wasser, sondern auch von Nährstoffen kann daher in dieser sensiblen Phase des Lebens nicht gesund sein", so die Muslima und Kinder- und Jugendärztin. "Ich glaube, dass der Prophet Mohammed seine jungen Gläubigen und insbesondere die Kinder im besten körperlichen und geistigen Zustand sehen wollte."

Hintergrund: Ramadan

Der Ramadan („heißer Monat“) ist der Fastenmonat der Muslime und neunter Monat des islamischen Mondkalenders. In ihm wurde nach islamischer Auffassung der Koran herabgesandt. Innerhalb der 30 Tage (in diesem Jahr vom 5. Mai bis 4. Juni) dürfen Muslime am Tage grundsätzlich nichts essen und trinken und sollen enthaltsam leben. Zum Fasten ist jeder Muslim verpflichtet, der in Vollbesitz seiner Geisteskräfte, volljährig und körperlich dazu imstande ist. Das Fasten eines Minderjährigen mit Unterscheidungsvermögen ist ebenfalls möglich.

KNA / DT (jobo)

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