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Fast 100 Übergriffe auf Christen in Deutschland

Im vergangenen Jahr hat es in Deutschland fast 100 gezielte Angriffe auf Christen und christliche Symbole gegeben. Darunter waren ein Tötungsdelikt, neun Körperverletzungen und ein Fall von Brandstiftung.
Christenfeindliche Straftaten
Foto: Armin Weigel (dpa) | Die Polizei ermittelte 2017 in fast 100 Fällen von "christenfeindlichen Straftaten". Foto: Armin Weigel/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++

In mindestens 14 Fällen seien "christenfeindliche Straftaten" zwischen Asylbewerbern und Flüchtlingen begangen worden, so die Zeitungen der Funke Mediengruppe unter Berufung auf Zahlen des Bundeskriminalamts (BKA). Davon wurden acht Taten in Asylunterkünften verübt. Der Tötungsfall hatte sich im April 2017 in Prien am Chiemsee ereignet. Dort soll ein afghanischer Asylbewerber eine afghanische Asylbewerberin mit dem Messer getötet haben. Das Opfer, das selbst zum Christentum konvertiert war, soll einen solchen Schritt auch dem Tatverdächtigen mehrfach nahe gelegt haben. Ein Urteil wird in der nächsten Woche erwartet.

In einer Antwort auf eine AfD-Anfrage teilte das Bundesinnenministerium darüber hinaus mit, dass von den 97 politisch motivierten Straftaten unter der Rubrik "christenfeindlich" in 25 Fällen Angriffe auf christliche Kirchen und christliche Symbole wie Wegekreuze, Halsketten oder Kruzifixe erfasst worden seien.

Das Innenministerium wies darauf hin, dass die Zahlen vorläufig seien. Eine Gesamtbilanz über politisch motivierte Gewalttaten, die sich gegen Christen, Muslime, Sinti und Roma oder Juden richten, will das BKA im März vorstellen. Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (CDU) hatte darauf gedrängt, dass 2017 erstmals christen- oder islamfeindliche Hasskriminalität vom BKA gesondert erfasst wurde.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagte den Funke-Zeitungen, Integration in Deutschland bedeute, "ohne Wenn und Aber" die christlich-abendländische Wertekultur zu tolerieren. "Wer hier leben will, muss sich zwingend von einer christenfeindlichen Gesinnung verabschieden", sagte Herrmann. "Sonst ist er in unserem Land schlicht nicht willkommen." Das sei kein bloßer Wunsch an die Flüchtlinge, "sondern eine zwingende Forderung".

Der Innenpolitiker und Justiziar der Unionsfraktion im Bundestag, Ansgar Heveling (CDU), begrüßte es, dass jetzt "Klarheit über das Ausmaß" der Übergriffe bestehe. Er sagte den Funke-Blättern, die Zahl von fast 100 festgestellten christenfeindlichen Straftaten sei "alarmierend". Es sei nun wichtig, alles zum Schutz von Christen und christlichen Einrichtungen zu unternehmen. "Hier sehe ich eine besondere Verantwortung unseres Staates. Strafrechtlich müssen diese Angriffe hart und konsequent geahndet werden", so Heveling. Wenn es Strafbarkeitslücken geben sollte, "müssten sie jetzt genauso geschlossen werden, wie es derzeit bei antisemitischen Angriffen zu Recht angepackt wird".

KNA / jbj

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