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Ehemalige Dombaumeisterin: Zustand von Notre-Dame „zwiespältig“

Einerseits sei das Ausmaß der Zerstörung erschreckend, so die Kölner Architektin Barbara Schock-Werner. Dass die berühmten Fenster oder die Madonnenfiguren unversehrt geblieben seien, könne man andererseits fast als Wunder bezeichnen.
Notre-Dame: Ehemalige Dombaumeisterin äußert sich zum Wiederaufbau
Foto: Michel Euler (AP) | Ihre Aufgabe als Koordination sei es, so Schock-Werner, ein Konzept zu erstellen, das aufzeige, welche Hilfen man von deutscher Seite bieten könne. Dazu sei sie bereits in Kontakt mit der deutschen Bauindustrie.

Zweieinhalb Wochen nach dem Brand der Pariser Kathedrale Notre-Dame schildert die Kölner Architektin Barbara Schock-Werner den Zustand des Gotteshauses als „zwiespältig“. Einerseits sei das Ausmaß der Zerstörung erschreckend, andererseits könne man es fast als Wunder bezeichnen, dass die berühmten Fenster der Querhaus-Fassade und die Madonnenfiguren aus dem 14. Jahrhundert unversehrt geblieben seien, erklärte die 71-Jährige im Gespräch mit der „Katholischen Nachrichten-Agentur“ (KNA).

Deutschland könne beim Erreichten eines Notdachs einspringen

Schock-Werner, die von Kulturstaatsministerin Monika Grütter mit der Koordination der deutschen Hilfe zum Wiederaufbau betraut wurde, befindet sich zur Zeit zusammen mit der CDU-Politikerin in Paris, um sich ein Bild vom Zustand der Kathedrale zu machen. Zudem ist ein Treffen mit dem französischen Kulturminiser Franck Riester geplant.

Ihre Aufgabe als Koordination sei es, so Schock-Werner, ein Konzept zu erstellen, das aufzeige, welche Hilfen man von deutscher Seite bieten könne. Dazu sei sie bereits in Kontakt mit der deutschen Bauindustrie. „Es braucht ja ein Notdach über der Kirche, und zwar eines, unter dem man arbeiten kann.“ Da könne Deutschland einspringen, so die ehemalige Kölner Dombaumeisterin.

Wiederaufbau in fünf Jahren "sehr sportlicher" Termin

Den vom französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron anvisierten Wiederaufbau von Notre-Dame innerhalb von fünf Jahren hält Schock-Werner für „einen sehr sportlichen Termin“. Zudem sei es problematisch, dass Macron Denkmalschutzgesetze außer Kraft setzen will, um den Wiederaufbau schneller voranzutreiben. Der Entwurf für ein entsprechendes Gesetz hatte Anfang der Woche bereits den französischen Ministerrat passiert.

Insgesamt sei die Aufgabe des Wiederaufbaus „gewaltig“, so Schock-Werner. „Es wird aber bereits Großartiges geleistet.“ Das Mittelschiff der Kirche dürfe momentan nicht betreten werden. Ein Roboter vermesse die erhaltenen Gewölbeteile, um deren Haltbarkeit zu prüfen. Auch Drohnen kämen zum Einsatz, bevor Menschen den gesperrten Bereich der Kirche wieder betreten dürften. Die bisherigen Arbeiten verliefen „sehr sorgfältig“.

DT/mlu

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