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Die Freiheit, trotzdem Ja zu sagen

Ein Brief an Familie Evans. Von Kristijan Aufiero, Gründer und Leiter von 1000plus.
Kristijan Aufiero, Gründer und Leiter von 1000plus
| Kristijan Aufiero, Gründer und Leiter von 1000plus. Foto: privat.

Liebe Familie Evans,

der Kampf um das Leben Ihres zweijährigen Sohnes Alfie, den Sie seit Wochen vor britischen und europäischen Gerichten führen, bewegt viele Menschen zutiefst. So auch mich. Als Vater kann ich selbst sofort nachvollziehen, dass Ihrer beider Leben nur noch ein Ziel kennt: Alfie soll leben!

Ja, Alfie Evans soll leben! Ihr Kampf, lieber Thomas Evans und liebe Kate James, ist ein klares und schönes Ja zum Leben. Jeder, der von Ihrer Geschichte erfährt, spürt im Herzen, dass sich hier die fundamentale Kraft zweier liebender Eltern zu ihrem Kind von Instanz zu Instanz durch die Gerichte kämpft und niemals aufgeben wird.

Es ist schon so viel dazu gesagt und geschrieben worden. Deshalb möchte ich mich hier auf das für mich Wichtigste beschränken: Ich möchte Ihnen aus tiefstem Herzen Danke sagen! Danke für Ihr eindrückliches, ermutigendes und bedingungsloses Zeugnis für das Leben!

Ihr Zeugnis erinnert an Viktor E. Frankl. Jenen jüdischen Psychiater aus Wien, der selbst in der quälenden und aussichtslosen Gefangenschaft eines Konzentrationslagers nicht bereit war, seine Hoffnung auf ein besseres Morgen und sein uneingeschränktes Ja zum Leben preiszugeben. Er hat uns gelehrt, dass unser Ja nicht von unseren Vorstellungen von einem gesunden und gemütlichen Leben abhängig ist. Unsere Freiheit, Ja zu sagen, ist größer als die Umstände, Herausforderungen oder Prognosen, die unser Leben kennzeichnen mögen.

Es ist diese Antwort, die wir auf all das geben, welche uns als Menschen ausmacht. Nichts und niemand kann uns die Freiheit nehmen, diese persönliche Antwort zu geben. Dieses Antworten ist im Übrigen auch unser aller Weg, das Glück, den Sinn und den Wert unsers Lebens zu entdecken.

In unserer Schwangerschaftskonfliktberatung haben wir es jeden Tag mit Frauen und Männern zu tun, die sich gefangen und gelähmt fühlen angesichts der Widrigkeiten ihres Lebens. Sie fühlen sich unfähig, „trotzdem“ Ja zu sagen. Im Kern geht es in unseren Begegnungen mit diesen Menschen deshalb immer darum, an die Freiheit zu erinnern, die richtige Antwort zu geben und diese Freiheit nötigenfalls wiederherzustellen.

Lieber Thomas, liebe Kate, Ihre Antwort hat mich beeindruckt. Sie sind echte Helden für mich. Ich bin Ihnen unendlich dankbar, dass Sie Ihrer Liebe unbeirrt folgen und damit ein machtvolles Zeichen in die weite Welt tragen: Jeder Mensch, wirklich jeder, ist unendlich kostbar, und seine Würde ist unantastbar. Und zwar unter allen Umständen und ganz ohne Bedingungen.

Ihr Kristijan Aufiero

DT (jbj)

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