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Deutschland will Asia Bibi aufnehmen

Die in Pakistan verfolgte Christin Asia Bibi hat von der Bundesregierung eine Aufenthaltszusage erhalten. Nun liege die Entscheidung bei ihr, ob sie nach Deutschland kommen möchte, so der CDU-Politiker Heribert Hirte.
Asia Bibi darf nach Deutschland ausreisen
Foto: Irum Asim (AP) | Der CDU-Politiker Hirte erklärte weiter, dass für die Zusage zunächst Gespräche notwendig gewesen seien, insbesondere mit der pakistanischen Regierung.

Asia Bibi darf nach Deutschland kommen. Die Bundesregierung hat der vom Vorwurf der Blasphemie freigesprochenen pakistanischen Christin offenbar eine Aufenthaltszusage erteilt. Dies teilte der Vorsitzende des Stephanus-Kreises der Unionsfraktion, Heribert Hirte, dem Kölner Domradio mit. Die Entscheidung läge jetzt bei Bibi, ob sie nach Deutschland kommen möchte. Zudem müsse die Frage geklärt werden, wie die verfolgte Katholikin sicher aus Pakistan ausreisen könne. Hirte und viele weitere deutsche Politiker hatten zuletzt gefordert, Bibi in Deutschland Schutz zu gewähren.

Hirte betont mut der pakistanischen Regierung, zum Urteil zu stehen

Zuvor hatte Bibis Anwalt, Saif-ul-Malook, im Rahmen einer Pressekonferenz in Frankfurt erklärt, seine Mandantin könne Pakistan nicht verlassen, bevor sie von einem westlichen Staat die zur Ausreise nötigen Papiere erhalten habe. Aufgrund des Vorwurfs der Blasphemie war die Katholikin Asia Bibi neun Jahre lang in Pakistan inhaftiert gewesen. Anfang November sprach der Oberste Gerichtshof Pakistans die Mutter von fünf Kindern zunächst frei. Daraufhin war es in zahlreichen Städten Pakistans zu heftigen Protesten radikaler Islamisten gekommen. Die pakistanische Regierung beugte sich dem Druck und einigte sich mit der islamistischen Partei Tehreek-e-Labbaik Pakistan (TLP) darauf, einen Berufungsprozess gegen Bibi zuzulassen. Vor gut zwei Wochen wurde die 47-Jährige dann aber doch aus der Haft entlassen und an einen geheimen Ort in Pakistan gebracht. 

Der CDU-Politiker Hirte erklärte weiter, dass für die Zusage zunächst Gespräche notwendig gewesen seien, insbesondere mit der pakistanischen Regierung. Zudem betonte er auch den Mut der Regierung, zu dem Urteil zu stehen und mit Deutschland zusammenzuarbeiten.

Freie Wähler wollen Bibi in bayerischem Kloster aufnehmen

Sollte Asia Bibi das Angebot annehmen und sich tatsächlich Deutschland als Aufenthaltsland aussuchen, stellt sich die Frage, wo genau sie unterkommen könnte. Die in Bayern bald als Koalitionspartner der CSU regierenden Freien Wähler hatten sogar vorgeschlagen, Bibi in einem bayerischen Kloster Schutz zu gewähren. Tobias Gotthardt, Landtagsageordneter und kirchenpolitischer Sprecher seiner Partei, plädierte für vertrauliche Gespräch mit Kirchen und den deutschen Bischöfen. So sollte möglichst schnell ein Ort gefunden werden, „der Asia Bibi und ihrer verfolgten Familie den notwendigen Schutz und Ruhe bietet“, äußerte sich Gotthardt in München.

Asia Bibi ist die erste katholische Frau, die in Pakistan wegen Gotteslästerung angeklagt und zum Tode verurteilt wurde. Ihr wurde vorgeworfen, den Propheten Mohammed beleidigt zu haben. Nach der Verurteilung im Jahr 2010 wurde das Todesurteil 2014 bestätigt, im Jahr darauf jedoch vorläufig ausgesetzt.

In Pakistan gilt Blasphemie als Kapitalverbrechen

Im islamisch geprägten Pakistan gilt Blasphemie als Verbrechen, das mit der Todesstrafe geahndet wird. Die Auslegung des Begriffs fällt in der Praxis jedoch oft sehr weit aus. So gelten bereits abfällige Äußerungen zum Islam oder dem Koran und dem Propheten Mohammed als blasphemisch. Kritiker erheben immer wieder den Vorwurf, die Blasphemiegesetze würden ausgenutzt, um persönlichen Feinden zu schaden.

DT/mlu

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