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Debatte um Kopftuchverbot für Mädchen unter 14

Die Landesvorsitzende des Grundschulverbandes sieht die Diskussion als "wenig sensibel und hilfreich". Die nordrhein-westfälische Integrationsstaatssekretärin unterstreicht dagegen die Forderung nach einem Verbot.
Muslime im Unterricht
Foto: Bernd Thissen (dpa) | ARCHIV - ILLUSTRATION - 27.01.2009, Nordrhein-Westfalen, Hamm: Eine türkische Schülerin mit Kopftuch nimmt am Unterricht in einer Schule teil.

In der Debatte um ein Kopftuchverbot für Mädchen unter 14 Jahren stellen sich am Mittwoch Schulexperten gegen den Vorstoß in Nordrhein-Westfalen. Die NRW-Integrationsstaatssekretärin Serap Güler (CDU) plädierte erneut für ein Verbot. Die Landesvorsitzende des Grundschulverbands, Christiane Mika, sagte der „Rheinischen Post“: „Diese Diskussion zum jetzigen Zeitpunkt scheint wenig sensibel und hilfreich.“ Ihr Verband sehe keinerlei Handlungsbedarf. Mika, die selbst Leiterin einer Grundschule in Dortmund ist, fügte hinzu, an ihrer Schule seien von 345 Schülern 280 Muslime; sechs Mädchen trügen Kopftuch.

Skeptisch äußerten sich in der Zeitung auch die Gesamtschulleiter. „Auch wenn die Anzahl der Kinder mit Kopftuch an den Gesamtschulen zugenommen hat, ist das derzeit kein relevantes Phänomen“, sagte Mario Vallana, Landessprecher der Schulleitungsvereinigung der Gesamtschulen: „Grundsätzlich halten wir nicht viel von pauschalen Verboten. Ziel der Gesamtschulen ist es, möglichst viele Kinder zu integrieren. Ein Verbot dürfte da mehr Probleme provozieren als lösen.“

Im Gegensatz dazu bewerteten zuvor in der "Tagespost" der Chef des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, den Vorstoß als eher positiv. Der Direktor des größten islamtheologischen Instituts in Deutschland an der Universität Osnabrück, Bülent Ucar, hält indes ein Verbot für nicht „zielführend“. „Letztlich verfestigt man Parallelgesellschaften, weil die Kinder in der Schule möglicherweise anders auftreten als privat in den Familien“, sagte er in der „Welt“. Zudem verwies der Religionslehrer-Ausbilder auf eine geringe Anzahl von Kindern mit Kopftuch an Grundschulen.

Unterdessen unterstrich die Integrationsstaatssekretärin von NRW, Serap Güler (CDU), erneut die Forderung nach einem Verbot. „Es geht um die freie Entfaltung der Kinder, nicht um Integration“, sagte die Muslima im ZDF-Morgenmagazin. Das Kopftuch solle die Reize einer Frau vor Männern verbergen, wenn dies bei Mädchen im Grundschulalter geschehe, würde sie dadurch „sexualisiert“. Zudem widersprach sie, dass bei einem Verbot auch ein christliches Kreuz an einer Halskette in Frage gestellt werden müsste. Für ein Mädchen sei es viel einfacher nach der Pubertät eine Kette abzulegen, weil sich nichts Grundlegendes in ihrem Leben ändern würde. Aber einem Kind mit Kopftuch würde dies auf Grund seines sozialen Umfeldes nicht so leicht gelingen.

DT/KNA

 

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