Wegen massiver Kritik spielt der Chef der Essener Tafel, Jörg Sator, mit dem Gedanken zurückzutreten. „Ich bin kurz davor hinzuschmeißen“, sagte der Vorsitzende der Essener Tafel am Montag der „Bild“-Zeitung. „Jetzt haut ein Haufen von Politikern auf uns ein, ohne sich zu informieren.“ Weil der Anteil nicht-deutscher Klienten auf drei Viertel angestiegen ist, nimmt die Essener Tafel derzeit nur noch Deutsche als Neukunden auf. Durch Flüchtlinge und Zuwanderer seien ältere Tafel-Nutzerinnen und Alleinerziehende einem Verdrängungsprozess zum Opfer gefallen, so die Begründung. Diese Entscheidung war auf Widerspruch bei anderen Tafeln und in der Politik gestoßen; Bedürftige dürften nicht gegeneinander ausgespielt werden.
In der Nacht zu Sonntag wurden nach dem Zeitungsbericht sechs von sieben Tafel-Wagen mit Parolen wie „Nazis“ besprüht. Der Staatsschutz ermittle. Die Schriftzüge würden nicht entfernt, so Sartor. „Die LKW sollen durch die Stadt fahren, das sollen alle sehen.“ Zudem sagte er: „Es ist eine Schweinerei, unsere Freiwilligen so zu diffamieren.“
Sartor distanzierte sich auch vom Beifall der Rechtspopulisten: „Ich lasse mich vor keinen Karren spannen, weder von linken Politikern, noch von rechten.“ Bei der Maßnahme bleibe es, bis das Verhältnis zwischen deutschen und ausländischen Kunden wieder ausgeglichen sei. Unter dem Motto „Lebensmittel retten. Menschen helfen“ sammeln Tafel-Organisationen bundesweit Lebensmittel ein, die im Wirtschaftskreislauf nicht mehr verwendet werden können, und verteilen sie an Bedürftige. Mit rund 60 000 Ehrenamtlichen, 934 Tafeln und etwa 2 100 Ausgabestellen gelten die deutschen Tafeln als eine der größten sozialen Bewegungen der Zeit. Die erste Tafel wurde vor 25 Jahren in Berlin gegründet.
DT/KNA