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Ahmad Mansour: Über Ausbürgerung von IS-Straftätern nachdenken

Deutschland mangelt es an einem Konzept, wie man mit IS-Rückkehrern umgehen wolle, so der Experten für Extremismusprävention, Ahmad Mansour. Auch die Kinder der Täter müsse man in den Blick nehmen, so der Extremismus-Experte.
Mansour: Deutschland fehlt Strategie gegen IS-Rückkehrer
Foto: Maurizio Gambarini (dpa) | Mansour beklagt, dass es zu wenig Zusammenarbeit mit den staatlichen Stellen anderer Länder gebe, um Beweismittel zu sammeln und Sachverhalte aufzuklären.

Laut dem Experten für Extremismusprävention, Ahmad Mansour, mangelt es in Deutschland an einem Konzept, wie man mit IS-Rückkehrern umgehen wolle. „Wir haben keine klare Idee, wie sichergestellt werden kann, dass die Menschen, die zum Teil schwerste Straftaten begangen haben, juristisch zur Verantwortung gezogen werden können“, so der Psychologe und Geschäftsführer des Mansour-Instituts für Demokratieförderung und Extremismusprävention im Gespräch mit der „Tagespost“.

Strafverfahren müssten in Syrien und im Irak durchgeführt werden

Mansour beklagt, dass es zu wenig Zusammenarbeit mit den staatlichen Stellen anderer Länder gebe, um Beweismittel zu sammeln und Sachverhalte aufzuklären. „So kommt es dazu, dass die Verurteilungen der Rückkehrer oft in keinem Verhältnis zur Schwere der Tat stehen und insbesondere die Frauen, die in den Kampf gezogen waren, oft straffrei bleiben, weil ihre Rolle häufig als harmlos bewertet wird.“

Mansour, der in Israel geboren und aufgewachsen ist, ist Muslim und lebt seit 2004 in Deutschland. Seit 2017 ist er deutscher Staatsbürger. Er bemängelt zudem, dass die deutsche Politik es zulasse, dass islamistische Straftäter nicht dort verurteilt würden, wo sie ihre Taten begangen haben. „Die Strafverfahren müssten in Syrien und im Irak durchgeführt werden“, so Mansour. Auch über Ausbürgerung müsse nachgedacht werden.

Mansour fordert harten Kurs im Sinne des Kindeswohls

Darüber hinaus müsse man sich darüber Gedanken machen, wie man mit den Kindern der Täter umgehen wolle, so der 42-Jährige. „Sie in so ein Kriegsgebiet mitzunehmen und dort einer permanenten Lebensgefahr, einer schlimmen aggressiven Ideologie und diversen Traumata auszusetzen, war schlechterdings unverantwortlich.“ Die Eltern hätten damit unter Beweis gestellt, dass sie nicht in der Lage seien, ihre Kinder angemessen zu erziehen. „Da brauchen wir einen harten Kurs im Sinne des Kindeswohl.“

DT

Was es laut Ahmad Mansour brauche, um IS-Straftäter wieder in die demokratische Gesellschaft einzugliedern, erfahren Sie in der aktuellen Ausgabe der „Tagespost“ vom 28. Februar 2019.

Themen & Autoren
Maximilian Lutz Kindeswohl Kriegsschauplätze

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