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40 Jahre Christlich-Islamischer Dialog

Kardinal Marx und Bundespräsident Steinmeier würdigen die Friedensarbeit der Christlich-Islamischen Begegnungs- und Dokumentationsstelle (CIBEDO).
Bundespräsident Steinmeier
Foto: Monika Skolimowska (dpa-Zentralbild) | Setzt sich für den Dialog mit Muslimen ein: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Foto: Monika Skolimowska/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Mit einem Festakt ist am Freitag in Berlin an die Gründung der Christlich-Islamischen Begegnungs- und Dokumentationsstelle (CIBEDO) als Arbeitsstelle der Deutschen Bischofskonferenz erinnert worden. Vor rund 200 Gästen aus Politik, Religionen und Gesellschaft wurde die Arbeit von CIBEDO im christlich-islamischen Dialog gewürdigt.

Bundespräsident Steinmeier: Klare Grenzen ziehen

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hob in seiner Ansprache hervor, dass jeder Mensch seinen Glauben im Rahmen der verfassungsmäßigen Ordnung leben könne. Religionsfreiheit sei Teil der Ordnung der Freiheit, für die das Grundgesetz stehe. Wo es notwendig sei, müssten jedoch auch Grenzen aufgezeigt werden, so der Bundespräsident: „Klare Grenzen gegenüber all denjenigen, die im Namen ihrer Religion Verfassung und Rechtsstaat in Frage stellen. Und klare Grenzen gegenüber all denjenigen, die Menschen allein aufgrund ihres religiösen Glaubens verdächtigen, ausgrenzen oder diskriminieren.“ Bundespräsident Steinmeier rief zu einer kritischen Selbstreflexion der Religionen auf. „Nur das beständige Fragen, Zweifeln und Anzweifeln-lassen bewahren Religionen vor sklerotischer Erstarrung und fanatischer Rechthaberei. Und nur kluge Reflexion kann verhindern, dass die Kluft zwischen religiöser Lehre und der Lebenspraxis der Gläubigen immer tiefer und am Ende unüberbrückbar wird.“

Kardinal Marx: Staat soll sich aus Kirche heraushalten

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, würdigte in seinem Festvortrag CIBEDO als Einrichtung, die für eine „nachhaltige Arbeit steht, die zu Vertrauen und Freundschaft führt und gleichzeitig kritische Fragen zulässt“. Das visionäre Bild des Dialogs der Religionen sei für ihn das Friedenstreffen der Religionen auf Einladung von Papst Johannes Paul II. 1986 nach Assisi. Religionen hätten dort ein Zeichen für den Frieden gesetzt und gezeigt, dass sie Lösung und nicht Teil des Problems einer auseinanderdriftenden Welt sein wollten, so Kardinal Marx. „Wir müssen die Angst vor dem Anderen überwinden, wir müssen uns gegen jede Form von Spaltung stellen, wir müssen Antworten auf die Fragen der Zeit geben.“ Dialog zwischen den Religionen bedeute, sprachfähig zu sein. „Wenn es uns so gelingt, eine Begegnung auf Augenhöhe zu realisieren, dann brauche ich keine Angst vor dem anderen zu haben, dann vermag ich mich darauf einzulassen, die Position des Anderen zu verstehen, auch wenn ich ihr nicht zustimmen kann“, sagte Kardinal Marx. Ein ehrlicher Dialog sei nur möglich, wenn die Religionen das Gegeneinander hinter sich ließen und zu einem neuen Miteinander fänden. „Lassen wir uns daran arbeiten, dass Religionen zu einem Ort der Verständigung werden, die die ganze Menschheit in den Blick nehmen. Dabei ist die Freiheit der Religion die Grundvoraussetzung für jeden Dialog“, so Kardinal Marx. Der säkulare Staat müsse die Religionsfreiheit garantieren. Es sei ein schwerer Fehler, wenn die Politik bestimme, was Religion sei.

DT (jbj) / DKB

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Deutsche Bischofskonferenz Johannes Paul II. Päpste Reinhard Marx Religionen Religionsfreiheit Säkularisation

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