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Côte d'Azur: Das strahlende Licht wärmt die Seele

Reiseplanung trotz Pandemie? Wie wäre es mit der Côte d'Azur? Neben den bekannten Städten wie Nizza und Antibes fasziniert auch das Künstlerdorf Saint Paul de Vence im Hinterland .
St. Paul de Vene liegt auf einem Hügel im Hinterland von Nizza
Foto: Sobel | Malerisch liegt das Künstlerstädtchen St. Paul de Vene auf einem Hügel im Hinterland von Nizza. In der Vergangenheit war es Anziehungspunkt zahlreicher berühmter französischer Maler.

Jetzt, in Zeiten von Corona und Reisebeschränkungen dürfen wir träumen: Von Licht, Farben für die Seele, Sonne und milden Temperaturen! Von einer Gegend mit azurblauem Meer, Sonne, reichhaltigem Kulturangeboten und mediterranen Köstlichkeiten wie z. B. Socca und Oliven: die Côte d'Azur.

Seit Generationen zieht es berühmte Maler und solche, die es werden wollen, an die Côte d'Azur: das leuchtende, fast strahlende Licht findet sich in Werken von Renoir bis Chagall immer wieder und fasziniert auch weniger Kunstbegabte ständig aufs Neue. Auch ohne künstlerische Ambitionen ist es ein Erlebnis, dem Farbenspiel der Natur in der Provence zu folgen, es zu genießen, zu jeder Jahreszeit. In den Altstädten tummeln sich außerhalb der Saison fast nur Einheimische, und so manches Hotel, das für den Normalverdiener im Sommer unerschwinglich wäre, bietet im Herbst günstige Konditionen.

El Dorado für Kunstliebhaber

Nizza ist ein wahres El Dorado für Kunstliebhaber, ebenso wie für Flaneure. Die Stadt besitzt bedeutende Museen wie etwa das Museum Marc Chagall, das Museum Matisse und das Museum der Moderne (M.A.M.A.C.), um nur die bekanntesten zu nennen. Darüber hinaus gibt es architektonische Juwelen aus der Belle Epoque, aus Jugendstil und Art Déco zu bewundern. Ein besonderes Erlebnis jedoch sind die Kirchen, die farbenprächtige und mit Heiligenfiguren reich geschmückte Kathedrale, ebenso wie das kleine, aber beeindruckende Kirchlein, das der Heiligen Rita von Cassia, der Heiligen für aussichtslose Fälle, gewidmet ist.

Es liegt versteckt in einer schmalen Seitenstraße in der Altstadt von Nizza, dem „Vieux Nice“. Dort finden täglich Messen statt und für Freunde von religiösem Kitsch und religiöser Kunst gibt es einen kleinen, gut sortierten Laden nebenan. Dort findet jeder etwas zum Bestaunen – oder Kaufen, was selbst für den überzeugtesten Atheisten gilt.

Sehenswerter Markt in Nizza

Engelsbucht Nizza
Foto: Photoauszeit/wu | In pandemiefreien Zeiten immer gut besucht: Der Stadtstrand von Nizza.

Nur einen Steinwurf von hier entfernt befindet sich der berühmte Markt von Nizza, der „Cours Saleya“, ein Markt, der Blumen, Produkte und Spezialitäten mit ihren provenzalischen Aromen anbietet und den man keinesfalls verpassen sollte. Nicht weit entfernt liegt der Strand der „Promenade des Anglais“, die nach den sonnenhungrigen Engländern benannt wurde, die im ausgehenden 19. Jahrhundert Nizza als eine angenehme Art des Überwinterns entdeckt haben. Von dort aus haben wir einen entspannten Blick über die „Baie des Anges“, die Engelsbucht, und könnten im Grunde zu jeder Jahreszeit ein Bad im azurblauen Meer in Erwägung ziehen.

Knapp 30 Kilometer entfernt, aber mit Bus und Zug gut zu erreichen, liegt Antibes mit seinem eigenen, malerischen Charme. Gleich am Eingang zur Altstadt wird man von den Fischern am Hafen und ihrem frischen Fang begrüßt. Begibt man sich nun weiter in Richtung Altstadt, so sollte der Weg auch zum „marché couvert“, zum überdachten Markt, führen, der täglich, außer Montags, Früchte, Obst, Oliven und frischen Fisch anbietet. In unmittelbarer Nähe des Marktes befindet sich das „Musée de Picasso“, das sich im sehenswerten Grimaldi-Stadtschloss befindet. Hier lebte und wirkte der Meister im Jahr 1946 für einige Monate. Direkt gegenüber lädt die Kathedrale von Antibes den Besucher zum Verweilen und Bewundern der Heiligenfiguren sowie zum Gebet ein.

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Noch mehr Kultur in Saint Paul de Vence

Wer jetzt noch nicht genug von Kultur und verwinkelten Altstadtgassen hat, der begleite mich in das Künstlerstädtchen Saint Paul de Vence, ins Hinterland von Nizza. Hier befindet sich am Ortsausgang die berühmte „Fondation Maeght“, gegründet von dem Künstlerpaar Marguerite und Aimé Maeght im Jahr 1964. Diese Stiftung wurde errichtet, um einen Großteil der beachtlichen Sammlung des Paares auszustellen und erfreut sich seitdem großer Beliebtheit. Für Liebhaber der modernen Kunst ist der Besuch dort eine erfreuliche Pflicht. Eine kleine beschauliche Kapelle auf dem gepflegten Gelände, welches in Zusammenarbeit mit Joan Miro und Georges Braque gestaltet wurde, erinnert an den früh verstorbenen Sohn des Paares. Das gesamte Ensemble fügt sich durchaus harmonisch in die mediterrane Umgebung ein.

In St. Paul befindet sich auch die Chapelle de Folon, ausgestaltet vom belgischen Künstler Jean-Michel Folon. Die sonnigen Farben der Provence dominieren das Innere und Altar und Taufbecken sind in Form einer geöffneten Hand geschaffen. Das Weihwasserbecken ist geschmückt mit zahlreichen Tauben, dem Symbol des Heiligen Geistes, aber allen voran fasziniert jedoch das Auge Gottes über dem Altar. Die Ausgestaltung der Kapelle der „Pénitents Blancs“ war das letzte Werk Folons vor seinem Tod 2005.

Treffpunkt vieler Prominenter

Anschließend ist es ratsam einen Rundgang durch die Altstadt von Saint Paul einzuplanen, durch ihre verwinkelten und mit Blumen geschmückten Gässchen, vorbei an den Galerien verschiedener Künstler und solcher, die es werden wollen. Apropos Künstler: Bereits Anfang der 20er Jahre wurde Saint Paul von Künstlern wie Paul Signac und Raoul Dufy aufgesucht In den 50er und 60 er Jahren wurde der Ort ein Treffpunkt vieler Prominenter wie beispielsweise Alain Delon, Romy Schneider oder Yves Montand. Zu seinen Lebzeiten konnte man auch Roger Moore mit Gattin auf dem Bouleplatz am Ortseingang begegnen.

Ein abschließender Abstecher in das benachbarte Vence mit seiner berühmten Chapelle de Matisse rundet das Kultur- und Genussprogramm ab. Der Weg, den Hügel hinauf, auf dem Henri Matisse mit der Gestaltung der „Chapelle du Rosaire“ (Rosenkranzkapelle) die Krönung seines Werkes schuf, erfüllt den Besucher bereits mit Vorfreude. Dort angekommen stellt man fest, dass die Fenster mit den blau-grün-gelben Glasmosaiken nach Süden ausgerichtet sind und so entsteht sogar an trüben Tagen eine Impression vom Gleißen der Sonne und des Meeres auf den blanken Kacheln des Innenraums. Gläubige und Atheisten sollen in diesem strahlenden Gotteshaus durch „Empfindungen von Leichtigkeit“ und „erhellende Gedanken“ beflügelt werden, wünschte sich der Konstrukteur und Künstler Henri Matisse. „Als mir bewusst wurde, dass ich jeden Morgen dieses Licht wieder sehen werde, konnte ich mein Glück kaum fassen“, äußerte sich der Künstler über die Einzigartigkeit der Gegend.

Provence für Anfänger

Nach dem Rundgang kann man den Tag bei einem Glas provenzalischem Rosé und einem Abendessen im Bistro oder gar in der sagenumwobenen „Colombe d'Or“, unten in Saint Paul de Vence, ausklingen lassen. In diesem edlen Restaurant speisten schon Künstler aus der Film- und Kunstszene.

Die beschrieben Exkursionen sind als Anregungen oder besser als „Provence für Anfänger“ zu verstehen. Es empfiehlt sich, den Hochsommer in dieser Region zu meiden, denn zu dieser Zeit sind die erwähnten Orte teilweise recht überlaufen und büßen daher einiges von ihrem ursprünglichen Charme ein. Reisenden mit nur wenig französischen Sprachkenntnissen sei gesagt, dass Franzosen im Allgemeinen hoch erfreut sind über Gäste, die sich bemühen, ihre schöne Sprache ein wenig zu erproben.

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