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Kelle: Leihmutterschaft ist „finale Ausbeutung des Menschen“

Als „neue, moderne Form des Menschen- und Kinderhandels“ bezeichnet die Publizistin Birgit Kelle die Praxis der Leihmutterschaft. Feministen müssten aus mehreren Gründen auf die Barrikaden gehen.
Birgit Kelle kritisiert die Leihmutterschaft
Foto: Jörg Carstensen (dpa) | Aus der Zeugung menschlichen Lebens werde nichts anderes als ein Dienstleistungsprozess gemacht, kritisiert Birgit Kelle.

Die Publizistin Birgit Kelle äußert massive Kritik an der Praxis der Leihmutterschaft. Diese sei die „neue, moderne Form des Menschen- und Kinderhandels“, erklärte sie gegenüber „Tichys Einblick“. Aus der Zeugung menschlichen Lebens werde nichts anderes als ein Dienstleistungsprozess gemacht. „Das ist wirklich die finale Ausbeutung des Menschen.“ Leihmütter seien meist so gut wie rechtefrei. „Sie wissen oft gar nicht, was mit ihnen passiert.“

"Ich kaufe mir ein Kind"

Um zu verstehen, warum man von Kinderhandel sprechen könne, müsse man sich nur anschauen, was momentan bei Leihmutterschaft passiere. „Ein Paar, das Kinder haben möchte, bestellt irgendwo eines und eine andere Frau, entweder mit einer Eizelle aus eigenem Erbmaterial oder einer Eizelle, die man in einem Katalog ausgesucht hat, brütet das Kind aus. Ich bezahle also die Leihmutter, ich bezahle die Klinik, ich bezahle den Arzt und anschließend hole ich das Kind ab und nehme es mit nach Hause.“ Das sei nichts anderes als Handel, so Kelle. „Ich kaufe mir ein Kind.“

 

In Deutschland ist Leihmutterschaft nach wie vor verboten. Während es innerhalb der Unionsparteien momentan noch eine klare Haltung dagegen gebe, so die 44-Jährige, wolle die FDP Leihmutterschaft auch in Deutschland ermöglichen – aber nur „nicht-kommerzielle“. Dies kritisiert Kelle: „Eigentlich müsste da jede Feministin auf die Barrikaden gehen. Ausgerechnet die Mutter, die die Arbeit – heute nennt man es Reproduktionsarbeit – macht, bekäme kein Geld!“ Alle anderen Beteiligten schon.

Die Frage sei jedoch, so Kelle weiter, wer eigentlich die Mutter sei. Ein Kind könne beispielsweise von einer Eizellenspenderin aus Polen gezeugt, dann einer Frau in Indien eingepflanzt und anschließend von zwei lesbischen Frauen in den USA adoptiert werden. „Wer ist dann hier die Mutter?“

Emotionale Bindung soll verhindert werden

Als weiteren Kritikpunkt führt Kelle an, dass man verhindern wolle, dass die Frau, die das Kind austrägt, eine emotionale Bindung herstellt. „Das heißt, wir initiieren Schwangerschaften, bei denen wir von der ersten Sekunde an verhindern, dass es eine emotionale Bindung zwischen Mutter und Kind gibt. Und es gibt Menschen, die finden das normal.“

Kelle betonte zudem, dass in diesem Prozess auch Kinder „verworfen“ würden. Da man wisse, dass ein Teil in Fehlgeburten endet, pflanze man immer mehr Eizellen ein, als Kinder geboren würden. „Wenn sich wider Erwarten alle vier eingesetzten Eizellen entwickeln, also theoretisch Vierlinge entstehen, die Leiheltern aber nur eines haben wollten, dann werden einfach mal drei Kinder abgetrieben.“

DT/mlu

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