Der Publizist Alexander Kissler würdigt den britischen Schriftsteller Aldous Huxley. Insbesondere dessen frühe Essay-Sammlung „On the margin“ empfiehlt Kissler zur Lektüre. Mit einer Schärfe wie 20 Jahre später erst Adorno, geißele Huxley darin die standardisierten Produkte der Unterhaltungs- und Zerstreuungsindustrie, schreibt er in einem Beitrag für die „Tagespost“.
Unterhaltungsindustrie bedroht Kultur von innen
Huxley rechne die Unterhaltungsindustrie zu den verderblichsten „toxischen Substanzen“, die „unsere Kultur“ von innen bedrohten. Eine unterhaltungssüchtige Presse, alberne Filme, billige Musik für die Massen trügen dazu bei, dass „nur noch die allergröbsten Reize einer ständig wachsenden Gewaltsamkeit und Geschmacklosigkeit“ die Menschen berührten. So werde die „Demokratie der Zukunft“ an chronischer und tödlicher Langweile kranken, schreibt Huxley.
Für Alexander Kissler ist die Demokratie der Zukunft bereits jene der Gegenwart geworden. „Kultur und Politik bewässern dasselbe Wurzelgeflecht. Es gibt nur die eine Zivilisation, nur die eine Gesellschaft.“ Trägheit und Spektakel bedingten sich gegenseitig und mündeten in ein „apathisches Zeitalter“, das sich Empathie auf alle Fahnen geschrieben habe, so Kissler.
"Zynismus gedeiht, wo Sentiment
produziert wird. Die gute Tat
stirbt, wenn der gute Mensch verkümmert"
Aldous Huxley
„Zynismus gedeiht, wo Sentiment produziert wird. Die gute Tat stirbt, wenn der gute Mensch verkümmert.“ All das habe Huxley schon vorausgesehen, betont Kissler. „Das Neueste steht oft in den ältesten Büchern.“
DT/mlu
Warum ein träger, antriebsloser, grundlos trauriger Mensch laut Aldous Huxley kein guter Christ sein könne, erfahren Sie in der aktuellen Ausgabe der „Tagespost".