Dass die Hüter*innen der politischen Korrektheit irgendwann auch Jesus ins Visier nehmen würden, war abzusehen. Sein Umgang mit Frauen war soweit okay, schwere CO2-Ausstöße kann man ihm auch nicht nachweisen, bleibt das moralisch fragwürdige Verhalten gegenüber Tieren. Es hilft ja kein Leugnen: der Heiland hat Fische verspeist, in Schweine ließ er Dämonen fahren und – darüber regt sich nun die Tierschutzorganisation Peta auf – er zog auf einem Esel sitzend in Jerusalem ein. Die Tierschützer*innen wünschen sich, dass dieses „nach heutigen Erkenntnissen tierschutzwidrig(e)“ Verhalten bei den Oberammergauer Passionsspielen 2020 korrigiert und anders inszeniert wird. Denn: „Er würde sich vermutlich auf einem E-Roller oder mit einem anderen tier- und umweltfreundlichen Elektromobil fortbewegen.“ Ach ja – Jesus auf dem E-Roller. Was ist das für eine bizarre Vorstellung, was für eine Verhöhnung des Messias im Namen der armen Tiere. Als gäbe es nicht schon genug Ärger und Verletzte aufgrund dieser neuartigen Fortbewegungsmethode, die sich leicht als Erfüllung infantiler Sehnsüchte einordnen lässt. Doch: Wie seriös sind die tierärztlichen Richtlinien zum Reiten auf Eseln eigentlich? Gelten Esel nicht seit Jahrhunderten in verschiedenen Ländern und Kulturen als wertvolle Lasten- und Reittiere (!). Es stimmt: Man assoziiert mit Eseln oft Dummheit, doch auch aus Gründen des Tierschutzes sollte man Peta keine „E-selei“ vorwerfen.
Oberammergau
Glosse: Jesus auf dem E-Roller?
Oberammergauer Passionsspiele - "tierschutzwidrig"?
