Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Wien

Corona-Krise: Droht der psychische Kollaps?

Ängste, Depressionen, Schlafstörungen, Einsamkeit: Auch bisher unbelastete Menschen suchen jetzt vermehrt psychotherapeutische Hilfe.
Corona und die Psyche
Foto: Daniel Karmann (dpa) | „Nicht nur bestehende Patienten haben verstärkt Symptome bekommen: Ängstliche haben noch mehr Angst, Depressive sind noch depressiver", meint ÖBVP-Präsident Peter Stippl.

Die Corona-Pandemie hat zu einem signifikanten Anstieg psychischer Leiden geführt. Das belegen zwei Studien der Donau-Universität Krems und des Österreichischen Bundesverbands für Psychotherapie (ÖBVP). Während ältere Patienten über Isolation und Einsamkeit klagen, bedrängen Jüngere die Sorgen um ihre wirtschaftliche Existenz, sagt ÖBVP-Präsident Peter Stippl im Gespräch mit der „Tagespost“.

Auch bislang psychisch stabile Menschen leiden

Lesen Sie auch:

Auch bislang psychisch stabile Menschen leiden: „Nicht nur bestehende Patienten haben verstärkt Symptome bekommen: Ängstliche haben noch mehr Angst, Depressive sind noch depressiver. Es sind auch bisher unbelastete Menschen in die Psychotherapie gekommen.“ Und zwar binnen zwei Monaten so viele wie sonst im Jahr.

Eine Studie, die die Donau-Universität in Zusammenarbeit mit der University of Sheffield durchführte belegt, dass Großbritannien im Vergleich zu Österreich einen signifikant höheren Anstieg psychischer Erkrankungen hat. Hier leiden 25 Prozent unter einer schweren depressiven Symptomatik, in Österreich acht Prozent. Solche Unterschiede zeigen bei Lebensqualität, Wohlbefinden, Schlafstörungen und Ängsten. Insgesamt ist Großbritannien psychisch dreimal schwerer betroffen als Österreich.

Kein Nachlassen trotz Lockerungen

Dass die psychischen Belastungen angesichts der aktuellen Lockerungen rasch nachlassen, denkt Peter Stippl nicht: „Ich glaube, dass wir psychisch noch nicht am Höhepunkt der Belastungssituation sind.“ Es sei vergleichbar mit einem Marathonläufer, der zusammenbricht nachdem er das Ziel erreicht hat. „Diesen psychischen Zusammenbruch befürchte ich für die Zeit zwischen August und Oktober.“ Der Sommer werde nicht so wie gewohnt. „Wir werden nicht frei reisen können, und auch am Ziel wird es nicht so sein wie immer.“ Zudem werde die Arbeitslosigkeit in den nächsten Monaten erst richtig spürbar werden.

DT/sba

Schon jetzt hat die Corona-Krise zu einem massiven Anstieg psychischer Erkrankungen geführt. Nimmt die Belastung im Zuge der Lockerungen wieder ab? Lesen Sie dazu einen ausführlichen in der kommenden Ausgabe der Tagespost. Holen Sie sich das ePaper dieser Ausgabe kostenlos

Themen & Autoren
Redaktion

Weitere Artikel

Psychische Erkrankungen sind heute enttabuisiert. Das ist gut, aber kein Grund, auf Quacksalber zu hören, die auf Social Media wissensfrei sich und uns therapieren.
20.08.2023, 07 Uhr
Stephan Baier
Der Katholische Ärzteverband der USA legt in einer Studie dar, warum Geschlechtsumwandlungen Minderjähriger unverantwortlich sind. 
23.09.2023, 11 Uhr
José García

Kirche

Eine Tagung in Stift Heiligenkreuz mit Erzbischof Georg Gänswein und Kardinal Kurt Koch befasste sich mit der Relevanz des Priestertums heute. 
18.04.2024, 13 Uhr
Leander Lott