Für einen Narzissten hält der Kölner Psychiater und Bestsellerautor Manfred Lütz den amerikanischen Präsidenten nicht. Begründung: „Trump als Narzissten zu bezeichnen, ist eine Verharmlosung. Donald Trump ist ein zutiefst unmoralischer Mensch.“ Therapien gebe es nur für leidende Menschen, weil aber „Trump nicht leidet und daher auch keine Therapie machen wird, sind aus meiner Sicht hier diagnostische Begriffe fehl am Platz“.
Was US-Psychiater Kernberg über Trump denkt
Anders argumentiert der weltberühmte US-Psychiater und Psychoanalytiker Otto Kernberg, den Lütz nun für ein Buch interviewt hat, das in diesen Tagen im Herder-Verlag erscheint. Er analysiert, dass Narzissten sich einbilden „selber der großartigste, der erfolgreichste, der beneidetste Mensch zu sein“. Und auch wenn Kernberg Ferndiagnosen lebender Politiker ablehnt, sagt er über Trump „wenn sich die Charakteristika, die er öffentlich zeigt, in einer Privatuntersuchung wirklich als seine allgemeinen Beziehungsmuster herausstellen sollten, dann könnte ich die Diagnose einer narzisstischen Störung stellen“.
Lütz rüttelt am Denkmal Sigmund Freuds
Im Gespräch mit der „Tagespost“ rüttelt Manfred Lütz aber auch am Denkmal des Stammvaters der Psychoanalyse, dem Wiener Sigmund Freud: „Die Psychoanalyse ist aus meiner Sicht die letzte überlebende Ideologie des 19. Jahrhunderts. Während Karl Marx Gesetzmäßigkeiten gesellschaftlicher Entwicklungen sah, wähnte Sigmund Freud gesetzmäßige Entwicklungen bei jedem Individuum. Das ist alles wissenschaftlich längst überholt und hat zum Teil schlimme Konsequenzen gehabt.“ DT/sba
Lesen Sie das „Tagespost“-Exklusivinterview mit Manfred Lütz über Donald Trump, die Psychoanalyse, Gott und die Welt in der kommenden Ausgabe der Tagespost.