Seit einer Woche ist es merkwürdig ruhig geworden um Google. Wer will es den Zeitungen verdenken? Immerhin will Google in den kommenden drei Jahren mehr als 150 Millionen Euro locker machen, um dem Streit mit europäischen Zeitungen ein Ende zu bereiten. Darin ging es darum, dass „Google news“ Inhalte von Zeitungen benutzte und ohne selbst recherchiert zu haben gratis ins Netz stellte; später einigte man sich dann darauf, dass Google Überschriften und Artikelanfänge veröffentlichen durfte, was besonders von kleinen Zeitungen auch als willkommene Werbung angesehen wurde.
In dem neuen Projekt „Digital News Initiative“ (DNI) geht es nun darum, dass Google gemeinsam mit europäischen Zeitungen Darstellungsformen entwickeln und auch Wege zur besseren Auffindung journalistischer Inhalte finden will, die allen Beteiligten helfen. Der digitale Journalismus soll einen Aufschwung bekommen. Und da lässt man sich gerne aus Amerika unterstützen. Inzwischen haben sich dem Projekt Zeitungen wie „Der Spiegel“ angeschlossen, die „Süddeutsche Zeitung“, „Die Zeit“, aus England „The Guardian“ und die „Financial Times“, „NRC Media“ aus den Niederlanden, „La Stampa“ aus Italien, „El País“ aus Spanien und „Les Echos“ aus Frankreich. Auch für weitere Medien will man offen sein, drei internationale Journalistenvereinigungen haben sich auch bereits angeschlossen. Bei Google gibt man sich jetzt ganz freizügig und wollte eigentlich immer schon den Zeitungen helfen. Darum erkläre Google-Chef Eric Schmidt kürzlich, sein Unternehmen fühle eine „moralische Verantwortung, um Nachrichten beim Überleben zu helfen, ohne die die Demokratie leiden würde“.
Immerhin verzeichnet Google monatlich mehr als zehn Milliarden Besucher auf seinen News-Seiten und wenn auch der Erlös des Dreijahresprojekts noch nicht klar ist – einen Gewinn wird es geben. Für die Zeitungen gilt: Dabeisein ist alles. Sie bekommen nichts von den 150 Millionen Euro, sie müssen sich mit Vorteilen in der Werbung durch den amerikanischen Konzern begnügen. Ob das Ziel gelingt, durch den gezielten Einsatz von digitaler Technologie den Journalismus zu verbessern, wird man sehen. Wie die FAZ berichtet, soll eine internationale Produktarbeitsgruppe „Nachrichtendienste, kostenpflichtige Angebote, Datenanalysen, Apps, Videos und Werbung“ verbessern helfen. Wer mitmachen will, kann sich in Hamburg, London und Paris melden, Berater des DNI wählen die neuen Bewerber aus. Google bietet auch Weiterbildung für „Nachrichtenkonsum und Nutzerverhalten“ in Europa an. Auch wenn zwischen Google und Zeitungen keine wirtschaftlichen Beziehungen geplant sind, sollen doch die wirtschaftlichen Bedingungen der digitalen Welt verbessert werden.
Noch vor einem Jahr hatte der Springer-Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner in einem offenen Brief an Google-Chef Eric Schmidt geschrieben, der in der FAZ veröffentlicht wurde: „Wir haben Angst vor Google“. Springer beteiligt sich nicht an dem Gemeinschaftsprojekt, findet es aber begrüßenswert. Die Zukunft wird zeigen, ob sich nicht doch Abhängigkeiten ergeben werden durch den großen Geldgeber aus Übersee und ob Journalismus durch Technik verbessert werden kann, oder ob diese letztlich nur der besseren Verwaltung von Wissen dient.