Der deutsche Theater- und Opernregisseur Georg Blüml widmet sich in der kommenden „Tagespost“ der Wiener Pestsäule: „Der Glaube kann ein Anker sein, Erdung in tobender See, Heimstatt in brüllender, entflammter Nacht. Ein buchstäbliches Monument dieser aus dem Glauben erwachsenden Zuversicht und Hoffnung ist die der Allerheiligsten Dreifaltigkeit geweihte Säule am Wiener Graben, die Wiener Pestsäule.“
Gegen die Pest war kein Kraut gewachsen
Im Jahr 1679 hielt das „hitzige Fieber“ die Bewohner auf Trab: „Mit den steigenden Temperaturen mehrten sich im Frühjahr auch die Fallzahlen. (…) Mitte Juli ... stieg die Zahl der Infizierten auch in den vornehmen Vierteln der Inneren Stadt sprunghaft an. Anfangs wurden die Erkrankten noch ins Lazarett am Alserbach gebracht. Bald aber mussten in aller Eile weitere Notfall-Siechenlager und Keuchen eingerichtet werden. Wie wenige Jahre später vor den herannahenden Türken, floh der Kaiser aus seiner Hauptstadt und in seinem Windschatten der Adel sowie ein großer Teil der Ärzteschaft. Gegen die Pest war kein Kraut gewachsen, da half nur Beten.“
Blüml zeichnet die Entstehung der Säule nach
Blüml zeichnet genau die Entstehung der Säule nach: „In Wien erinnert vor allem die in Erfüllung eines kaiserlichen Gelübdes errichtete Dreifaltigkeitssäule an die Epidemie. Nach der Türkenbelagerung von 1683 wurde zunächst Matthias Rauchmiller beauftragt, eine zuvor in Holz errichtete Säule durch ein steinernes Monument zu ersetzen. Der Bildhauer hinterließ nach seinem baldigen Tod aber lediglich drei Engelsfiguren. Es folgten mehrere neue Entwürfe, unter anderem von Johann Bernhard Fischer von Erlach, der für das Skulpturenprogramm am Fuß der Säule verantwortlich zeichnete. Schließlich wurde das Projektmanagement an den Skulpteur Paul Strudel vergeben, der seine Arbeit auf das Konzept von Lodovico Burnacini stützte. Durch den Theateringenieur wandelte sich das Prestigeprojekt von einer bloßen Andachtssäule zu einer durchkomponierten, barocken Inszenierung voll allegorischer Symbolik.“
DT/mee
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