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Norbert Bolz: „Alle haben Weltangst“

Normalitäten sind abgeschafft. Auf Traditionen beruft sich kaum noch jemand. Aus dieser Verunsicherung folgt eine dramatische Weltangst.
Gewitter in Bayern
Foto: Karl-Josef Hildenbrand (dpa) | Alle haben Weltangst. Das ist ein Folge der Verunsicherung durch Verlust von Normen und Traditionen. Symbolbild.

Der Philosoph und Medienexperte Norbert Bolz konstatiert eine verbreitete „Weltangst“: „So leben die Europäer heute in einer Welt, die keine Traditionen, keine Normalitäten und keine Selbstverständlichkeiten mehr kennt. Besonders dramatisch ist dabei die fortschreitende Entwertung von Familie, Heimat und Religion. Sie erzeugt das, was Soziologen „ontologische Unsicherheit“ nennen; gemeint ist ein allgemeiner Vertrauensverlust gegenüber der natürlichen und sozialen Welt. Die einen macht das hilflos, die anderen hypersensibel – und alle haben Weltangst. Diese Angst ist Ausdruck eines narzisstisch gestörten Selbstwertgefühls, das völlig orientierungslos ist, weil unsere Alltoleranz alle traditionellen Wertdifferenzen nivellierthat.“

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Keine Normalität mehr

Wie eng der Zusammenhang von Kulturverfall und psychologischer Erkrankung ist, führt Bolz so aus: „Wenn eine Gesellschaft keine Normalität mehr kennt, fördert sie Rebellion und Neurose gleichermaßen und befreit damit die Menschen von der Last des Realismus. Das ist der Kern der postmodernen Kulturrevolution, in der sich die westliche Kultur gegen ihren eigenen Wert wendet. Auf hoher akademischer Abstraktionsebene ist dann von „Dekonstruktion“ die Rede, während das fanatische Fußvolk die „Cancel Culture“ praktiziert.“ DT/mee

Prof. Norbert Bolz über aktuelle kulturelle Dynamiken. Lesen Sie den ganzen Text in der kommenden Ausgabe der Tagespost.

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