Aufhebung des Kooperationsverbots
Jena (DT/dpa) Das Kooperationsverbot von Bund und Ländern in Bildungsfragen sollte nach Ansicht der Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt gänzlich aufgehoben werden. „Ich finde, wenn es eine zentrale, nationale Aufgabe ist, für Bildungsgerechtigkeit zu sorgen, verbietet sich das eigentlich“, sagte Göring-Eckardt am Samstag am Rande einer Delegiertenkonferenz der Thüringer Grünen in Jena.
Nach langen Verhandlungen hatte sich die große Koalition am Freitag mit FDP und Grünen im Bundestag auf die Formulierung für eine Grundgesetzänderung geeinigt, die den Weg für Investitionen des
Bundes in die Digitalisierung der Schulen ebnen soll. Bildung ist in Deutschland eigentlich Ländersache, das sogenannte Kooperationsverbot hält den Bund weitgehend aus der Schulpolitik heraus.
„Wenn Sie mich danach fragen, was ich eigentlich will, würde ich immer sagen: Das Kooperationsverbot sollte aufgehoben werden“, so Göring-Eckardt. Dennoch sei die geplante Verfassungsänderung ein
neuer Baustein für mehr Chancengleichheit in der Bildung. Nun liege es an Bund und Ländern, entsprechende Vereinbarungen zu treffen. Für die Grundgesetzänderung ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit im
Parlament und im Bundesrat nötig. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann, ein Parteikollege
Göring-Eckardts, will den Plänen im Bundesrat nicht zustimmen.
Fachkräfte-Lücke in deutscher Wirtschaft
Berlin (DT/dpa) Die Fachkräfte-Lücke in der deutschen Wirtschaft bei naturwissenschaftlich-technischen Berufen nimmt laut einer Studie weiter zu. Den Unternehmen fehlten im Oktober 337 900 Arbeitskräfte in den Feldern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT). Das sei ein Rekord, ging aus einer am Montag vorgelegten Analyse des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) hervor. Die Zahl der offenen Stellen im MINT-Bereich sei im Vergleich zum Vorjahresmonat um fast sechs Prozent gestiegen. Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) forderte eine zügige Umsetzung des Digitalpaktes Schule: „Wir können die Chancen der Digitalisierung nur nutzen, wenn auch unser Bildungssystem die jungen Menschen auf eine Arbeitswelt 4.0 vorbereitet.“ IW-Experte Axel Plünnecke machte deutlich, selbst große Erfolge bei der MINT-Beschäftigung von Älteren und Zuwanderern reichten nicht aus, um die Zunahme der Fachkräftelücke zu verhindern. „Und für die Zukunft bedeuten Digitalisierung, Forschung und Demografie neue Herausforderungen für die Fachkräftesicherung.“
Universitäre Hebammen-Ausbildung
München (KNA/dpa) An Hochschulen in Landshut, Regensburg und München können sich junge Menschen künftig zu Hebammen ausbilden lassen. Das gab Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU) am Sonntag in München bekannt. Die Staatsregierung leiste damit einen „aktiven Beitrag zur Nachwuchsförderung“ und sichere zugleich die flächendeckende Versorgung der Familien mit der Entbindungspflege. Als Vater von zwei Kindern wisse er aus persönlicher Erfahrung, sagte der Minister, wie unverzichtbar Hebammen für junge Familien seien. Er wünsche sich deshalb, dass mehr junge Frauen und Männer diesen „so wertvollen und verantwortungsreichen Beruf ergreifen“.
Bei den drei Studienstandorten für die Hebammenausbildung handelt es sich laut Mitteilung um die Katholische Stiftungshochschule München, die Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg und die Hochschule für angewandte Wissenschaften Landshut. In einem weiteren Schritt sollen je nach Entwicklung und Bedarf noch andere Standorte geprüft
werden. Als frühestmöglicher Studienbeginn werde das Wintersemester 2019/20 angestrebt. Die bestehenden Berufsfachschulen für das Hebammenwesen in Bayern würden in die Entwicklung von akademischen Angeboten soweit wie möglich eingebunden. Für die Landtagsfraktion der Freien Wähler begrüßte deren
Vorsitzender Florian Streibl am selben Tag die Entscheidung, dass der Hebammenberuf in Bayern bessergestellt werden solle. Dezentrale Ausbildung und Akademisierung trügen dazu bei, die wohnortnahe Geburtshilfe auch in Zukunft abzusichern. Das sei ein wichtiges gesamtgesellschaftliches Signal der neuen Staatsregierung und eine erste positive Wirkung „unseres Koalitionsvertrags mit der CSU“. Für die jetzigen drei Standorte habe man sich entschieden, da sie grundsätzlich ein gesundheitsrelevantes Profil vorwiesen und überfachliche Expertise in Gesundheitsdisziplinen verfügten, hieß es. Die Entwürfe zur Studiengangkonzeption überzeugten ebenfalls.