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Internationale Zeitungsschau

Ukrainische Bischöfe gegen die Leihmutterschaft - Eine neue Kultur der Denunziation - Der Boom der Genitalverstümmelung in Somalia - Gefährliche Dokumentation.
Famille Chrétienne  Aktuelle Ausgabe Nummer 2210 am 23.05.20
Foto: Famille Chrétienne | Das französische katholische Wochenmagazin Famille Chrétienne berichtet von der Kritik der ukrainischen Bischöfe an der Leihmutterschaft.

Ukrainische Bischöfe gegen die Leihmutterschaft

Schon früher hatte sich die katholische Kirche der Ukraine gegen die Leihmutterschaft ausgesprochen. Aus Anlass des jüngsten Skandals, bei dem Dutzende von Neugeborenen, die in dem osteuropäischen Land von Leihmüttern ausgetragen wurden, deren biologische Eltern aus fernen Ländern stammen (wie etwa aus den Vereinigten Staaten, China, Frankreich, Deutschland und vielen weiteren) und die aufgrund der Coronakrise und der damit verbundenen Reisebeschränkungen ihre Babys nicht „abholen“ können, ergriffen die ukrainischen Bischöfe erneut das Wort. In einer Pressemitteilung erinnerten sie nun daran, wie das französische katholische Wochenmagazin Famille Chrétienne berichtet: „Die Praxis der Leihmutterschaft, ihr Ziel und ihre Realisierungsmöglichkeiten sind moralisch inakzeptabel.“ Durch keinen Umstand könne sie gerechtfertigt werden. Daher forderten die ukrainischen Oberhirten eindringlich vom Staat, „dieses schändliche Phänomen zu verurteilen und zu untersagen“. Die Bischöfe erklärten weiter: „Die Corona-Pandemie deckt zahlreiche Pathologien unseres heutigen öffentlichen Lebens auf.“ Die Leihmutterschaft, durch die Menschen „wie eine Ware behandelt werden, die bestellt, produziert und verkauft werden kann“, sei eine dieser neuen Krankheiten der Gesellschaft. Daher müsse sie verboten werden. Dieses „moralische Übel“ bringe „allen an dieser Transaktion Beteiligten, dem Kind, der Leihmutter, den Familienangehörigen und schließlich auch denjenigen, die Kinder bestellen und sie ,produzieren‘, unzählige Leiden“.

Eine neue Kultur der Denunziation

Das neue französische Gesetz gegen „Hassinhalte im Internet“ – die „Loi Avia“ – wird in den französischen Medien kontrovers, zumeist jedoch ablehnend diskutiert. Im Figaro bezeichnet der kanadische Soziologe Mathieu Bock-Côté das Gesetz als „neosowjetisch“, und er schreibt: „Offiziell tut das Gesetz so, als zivilisierte es die sozialen Netzwerke, indem es gegen den ,Hass‘ kämpfe, der sich dort verbreitet. Doch es wird, wie schon einige feststellten, eine Kultur der Denunziation begünstigen, bei der jeder seinen Nächsten überwacht und dazu aufgefordert wird, ihn mittels einer speziellen Schaltfläche zu denunzieren.“ Damit nehme „der aufgeklärte Bürger fortan die Züge des eifrigen Denunzianten“ an. Aktivisten würden Meldungen machen, um ihre „ideologischen Aversionen in Verbote umzuwandeln. Die sozialen Netzwerke müssten bei potenziell problematischen Inhalten eine vorbeugende Zensur ausüben, anderenfalls werden sie mit äußerst hohen Geldbußen belegt.“ Die Kritik an der Loi Avia wäre jedoch nicht vollständig, wenn man nicht auch deren „ideologischen Kern“ betrachte, „nämlich ihre Behauptung, gegen den ,Hass‘ zu kämpfen. Im Namen des Gesetzes versucht man, immer offener politische Meinungsverschiedenheiten zu ächten.“ Die Rhetorik sei bekannt: „Wer die Masseneinwanderung kritisiert, wird des Rassismus beschuldigt. Wer den Multikulturalismus kritisiert, wird der Fremdenfeindlichkeit verdächtigt, und wer an die schwierige Integration des Islam im Abendland erinnert, wird der Islamphobie bezichtigt. Wer sich der Gender-Theorie widersetzt, wird der Transphobie verdächtigt. Und so weiter.“ Müsse man hinzufügen, dass „der Kampf gegen den Hass eine Einbahnstraße ist. Denn für das diversitäre Regime gilt der Hass auf den Reaktionär, der sich in der bösen Gestalt des weißen heterosexuellen Mannes verkörpert, als vollendete Form der Liebe zur Menschheit.“

Der Boom der Genitalverstümmelung in Somalia

Die Organisation Plan International schlägt Alarm. In Somalia profitieren manche Frauen von den Ausgangsbeschränkungen des Landes, indem sie von Tür zu Tür gehen und ihre Dienste als Beschneiderinnen anbieten. Wie das Magazin Valeurs actuelles meldet, kämpfen Nichtregierungsorganisationen massiv gegen die Beschneidungen von Mädchen in Afrika, doch die Coronabeschränkungen hätten all ihre Bemühungen fast zunichte gemacht. Denn in den vergangenen Wochen seien die weiblichen Genitalverstümmelungen sprunghaft angestiegen. So berichte die Vertreterin der NGO Plan International und selbst Beschneidungsopfer, Sadia Allin, die seit Jahren gegen diese in Somalia weit verbreitete Praxis kämpft, dass Frauen die aktuelle Kontaktsperre nutzen, um ihre Dienste anzubieten. Dabei soll diesen „gar nicht bewusst sein“, welche Gewalt sie damit den Mädchen antäten und welche körperlichen und seelischen Konsequenzen die Verstümmelung für die Opfer hätten. Als mögliche Gründe für den Anstieg gibt die Zeitschrift an, dass durch die Schließung der Schulen die jungen Mädchen zu Hause seien, und ihre Eltern diese Zeit für die Beschneidung nutzen könnten. Eine weitere Erklärung sei, dass der Konjunkturrückgang manche Frauen dazu angespornt habe, „diese Dienstleistungen zu verkaufen“. Noch heute wird die Beschneidung von Mädchen als Tradition in Somalia angesehen, wo 98 Prozent der Frauen laut einer Unicef-Studie Genitalverstümmelungen erlitten hätten.

Gefährliche Dokumentation

Der Dokumentarfilm über den Mord an dem Journalisten Jamal Khashoggi hat noch keine Verleihfirma gefunden, wie das französische Nachrichtenmagazin L'Express beklagt. Grund dafür: „Niemand will Saudi-Arabien zu nahetreten und auf sein Geld verzichten.“ Die größten Verleihfirmen hätten Angst vor diesem Film. Obwohl „The Dissident“ beim letzten Sundance Film Festival Ende Januar in den Vereinigten Staaten sehr gut aufgenommen wurde, will ihn niemand in die Kinos bringen. Für Regisseur Bryan Fogel bestehe kein Zweifel daran: „Die Hollywood-Studios haben Angst, es sich mit der starken saudischen Macht zu verderben.“ Das Thema, das in der neuesten Produktion Fogels behandelt wird, bilde ein gewisses Hindernis für eine finanzielle Unterstützung der Kinobranche seitens der saudischen Herrscher. Denn die Dokumentation führt die Untersuchung über den Tod des Journalisten Jamal Khashoggi, des leidenschaftlichen Kritikers von Riad, vor Augen, der im Oktober 2018 im Konsulat von Saudi-Arabien in Istanbul getötet und anschließend zerstückelt wurde: „Wie bereits ein Bericht des amerikanischen Nachrichtendienstes CIA bemerkte, zeigt der Film die Verantwortung des Kronprinzen Mohammed bin Salman, alias MBS, bei diesem Mord auf.“ Im Film werde zudem ausführlich beschrieben, „wie das iPhone des Amazon-Geschäftsführers Jeff Bezos, Eigentümer der Tageszeitung ,The Washington Post‘, für die Jamal Kashoggi geschrieben hatte, gehackt wurde. Der Auftrag dazu stammte direkt von MBS.“

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