Die rechtliche Gleichsetzung mit heterosexuellen Paaren sei im Sommer vergangenen Jahres überstürzt erfolgt; eine „breite Debatte“, die die Gesellschaft in diesem Punkt hätte befrieden können, sei nicht geführt worden. So äußerte sich jüngst die CDU-Bildungsministerin Anja Karliczek gegenüber dem Fernsehsender „ntv“.
Karliczek rührt am Tabu des "Gut-Sein" gleichgeschlechtlicher Paare
„So, wie wir es gemacht haben, hat es eher für Polarisierung gesorgt“, betonte sie. Und dann rührte sie an einem neuen Tabu, dem Gut-Sein gleichgeschlechtlicher Paare und deren Forderungen nach Adoption. Die Ministerin forderte Langzeitstudien zum Wohlergehen von Kindern, die in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften aufwachsen. Ihr Eindruck sei, dass Kinder zu leiden hätten.
Es ist müßig, die Reaktionen aus dem rot-rot-grünen Lager detailliert aufzuzählen. Sie reichen von „hinterwäldlerische Haltung“ über „ärgerliche Realitätsverweigerung“, „diskriminierender Unsinn“ bis hin zum Vorwurf der Dummheit („mental nicht beteiligt“), letzteres von der in Sachen Empörung routinierten Grünen-Politikerin Claudia Roth.
Allen Reaktionen gemeinsam ist, dass sie keine Argumente sind
Allen Reaktionen gemeinsam ist, dass sie keine Argumente sind. Das Muster der Empörten ist immer das Gleiche: Es geht nicht um Argumente und Positionen. Es geht um die Kunst der Empörung. Denn mit Empörung macht man heute Politik. Wer sich empört, erregt Aufmerksamkeit in der unkontrollierbaren Flut von kaum einschätzbaren Informationen. Der Empörte aber wirkt authentisch. Er zeigt Herz. Er gibt Zeugnis. Natürlich von seinem Gutsein, von der vermeintlichen Wahrheit.
Ein Vorteil solcher Empörungsdiskussionen ist ihre Flüchtigkeit. Emotionen haben eine kurze Haltbarkeit, nachhaltiges Diskutieren braucht deshalb Argumente. Das ist auch im Fall der Karliczek-Debatte zu beobachten. Eine wirkliche Diskussion findet nicht statt.
Warum die Äußerungen Anja Karliczeks richtig und notwendig waren, und mehr politischer Diskurs statt einer Empörungskultur notwendig wäre, erfahren Sie in der aktuellen Ausgabe der „Tagespost“ vom 29. November 2018. Kostenlos erhalten Sie diese Ausgabe hier.
DT