Manche Denker des 20. Jahrhunderts lassen sich nur schwer einordnen: Existenzialist, Nihilist, Pessimist, Nationalist, Atheist, Bohemien, Gläubiger, Mystiker? Emil Cioran, der am 7. April 1911 im siebenbürgischen Reschinar in den Karpaten zur Welt kam und bis zu seinem Tod 1995 neben Eugene Ionesco und Mircea Eliade zu den berühmtesten rumänischen Intellektuellen im französischen Exil galt, vereinte all diese an sich als unvereinbar geltenden Etikette mit Bravour. Wenn auch nicht mit Freude, denn dazu war das Naturell dieses exzentrischen Sohns eines orthodoxen Priesters zu düster, zu zerrissen, zu sprunghaft.
Getrieben von Visionen des Verfalls
Zuweilen rang er mit dem Glauben – Dem rumänisch-französischen Philosophen Emil Cioran zum 100. Geburtstag. Von Stefan Meetschen