Film & Kino

„Die brillante Mademoiselle Neïla“

Welche Rolle spielt die Wahrheit? Ein Professor, eine Studentin und ein Rhetorikwettbewerb: „Die brillante Mademoiselle Neïla“ fragt danach, ob es nur darum geht zu überzeugen. Von José García
Filmszene aus „Die brillante Mademoiselle Neïla“
Foto: Square One / Universium | Um sich von seinen rassistischen Äußerungen reinzuwaschen, soll Rhetorik-Professor Pierre Mazard (Daniel Auteuil) die Studentin mit Migrations-Hintergrund Neïla Salah (Camélia Jordana) auf einen Rhetorik-Wettbewerb ...

Der Weg von der Banlieue in die Pariser Innenstadt kann für Menschen mit Migrationshintergrund aus Nordafrika ganz schön weit sein. Neïla Salah (Camélia Jordana) hat ihn jedoch überwunden. Sie erhielt einen Studienplatz an einer renommierten Jura-Universität. Aber schon am ersten Tag kommt sie zu spät, ausgerechnet zur Vorlesung des elitären Rhetorik-Professors Pierre Mazard (Daniel Auteuil). Mazard unterbricht die Vorlesung, um sie zur Rede zu stellen. Weil Neïla nicht auf den Mund gefallen ist, entwickelt sich ein Streitgespräch, in dessen Verlauf sich Mazard zu rassistischen Bemerkungen verleiten lässt. Studenten filmen die Szene, die prompt im Netz landet. Da dies nicht der erste Zwischenfall war, zitiert der Uni-Präsident (Nicolas Vaude) den zynischen Professor vor einen Disziplinarausschuss. Mazard könne den Ausschuss jedoch dadurch gnädig stimmen, dass er Neïla auf einen prestigeträchtigen Rhetorikwettbewerb vorbereitet. Nach einigem Zögern sagt die Studentin auch zu. Die beiden müssen notgedrungen aufeinander zugehen.

Der Ausgangspunkt des Filmes erinnert an die Pygmalion-Legende oder auch an deren moderne Ausprägungen, etwa das gleichnamige Theaterstück von George Bernard Shaw (1913) oder die Musicalverfilmung „My Fair Lady“ (George Cukor 1964 mit Audrey Hepburn und Rex Harrison): Mazard verwandelt das vorlaute Vorstadt-Entlein auch äußerlich in einen elegant auftretenden, und alle überzeugenden Schwan. Überzeugen: Darum geht es Pierre Mazard. Ziel des Rhetorikwettbewerbs sei es, Recht zu bekommen, wobei die Wahrheit gar keine Rolle spiele. Ob sich die junge Neïla darauf einlässt, ist dann die Frage, die dem Film eine tiefgründliche Dimension verleiht. Camélia Jordana schafft es, mit großer Glaubwürdigkeit die Studentin zu verkörpern – sie wurde für die Rolle mit dem französischen Filmpreis César – ausgezeichnet, und auch dem erfahrenen Schauspieler Daniel Auteuil auf Augenhöhe zu begegnen.

Den Trailer zum Film sehen Sie hier:

Nebenbei verdeutlicht „Die brillante Mademoiselle Neïla“ aber auch den Kontrast zwischen der trostlosen Hochhaus-Vorstadt und den gediegenen Räumen in der Pariser Innenstadt.

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Daniel Auteuil George Bernard Shaw George Cukor Rassismus

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