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Wie die Antifeministin Phyllis Schlafly für Frauen und Familien kämpfte

Die neue Miniserie „Mrs. America“ soll die Ereignisse rund um den Kampf um das Gleichheitsgesetz „Equal Rights Amendment“ beleuchten, das in den 1970ern von einer sechsfachen Mutter verhindert wurde.
Beerdigung von Phyllis Schlafly
Foto: Robert Cohen / St. Louis Post-Di (ST. LOUIS POST-DISPATCH / POOL) | Schlafly gab den Millionen von Frauen, die von der feministischen Linken nicht repräsentiert werden, eine Stimme, meint das Online-Magazin "The Federalist". Im Bild: Gottesdienst bei der Beerdigung Schlafly im Jahr 2016.

Die derzeit beim Streamingdienst Hulu zu sehende neunteilige Miniserie „Mrs. America“ mit Oscar-Preisträgerin und Politaktivistin Cate Blanchett in der Titelrolle soll die Frau porträtieren, die in den Sechziger- und Siebzigerjahren dafür sorgte, dass das Equal Rights Amendment (ERA) nicht in Kraft treten konnte und bis heute nicht Gesetz wurde. Doch wer war Phyllis Schlafly, Hausfrau und sechsfache Mutter, wirklich?

Der Historiker Lee Edwards, der sich mit dem konservativen Denken in den Vereinigten Staaten auseinandersetzt, liefert auf der Nachrichtenseite The Daily Signal eine andere Version der Persönlichkeit Schaflys als die im Film vermittelte Interpretation. Schlafly sei, so Edwards, „eine der einflussreichsten Frauen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gewesen, die in den frühen Siebzigerjahren bei der Gründung der mächtigen Bewegung für die Familie half. Sie leitete die STOP ERA-Kampagne, die das radikale Bemühen des liberalen Establishments vereitelte, das Equal Rights Amendment zu verabschieden“. 

Überzeugte Katholikin und „entschiedene Antikommunistin“

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Schlafly, 1924 geboren, erlangte 1944 ihren Master of Arts in Politikwissenschaft und legte 1978 ihr juristisches Examen an der Law School der Washington University ab. Sie war überzeugte Katholikin und „entschiedene Antikommunistin“. Als das erstmals 1923 vorgeschlagene Equal Rights Amendment Anfang der Siebzigerjahre als Zusatzartikel in die amerikanische Verfassung aufgenommen werden sollte und 1972 vom Kongress mit einer überwältigenden Mehrheit befürwortet wurde, wandte sich Schlafly mit der STOP ERA-Bewegung dagegen. 38 Bundesstaaten mussten innerhalb von sieben Jahren das ERA ratifizieren, damit es Gesetz würde. Bereits nach einem Jahr hatten 30 Staaten zugestimmt, „zumeist ohne Untersuchungen, Anhörungen oder Debatten, und die Verabschiedung schien unvermeidbar zu sein“, schreibt Edwards.

Doch Schlafly wandte ein, „dass der Zusatzartikel die Rechte der Frauen nicht ausweiten, sondern die Rechtsansprüche, die Frauen im Scheidungsfall bereits hatten, vielmehr entziehen würden“. Schließlich habe das „STOP“ in „STOP ERA“ gestanden für „Stoppt die Einschränkung unserer Sonderrechte“. Der Zusatzartikel hätte außerdem dazu geführt, im Sinne einer totalen „Gleichheit“ Frauen nicht mehr von der allgemeinen Wehrpflicht auszunehmen. Die Verabschiedung des ERA würde – so Schlaflys Argumentation – dafür benutzt werden, „die Ziele radikaler Feministinnen umzusetzen, wie etwa von der Regierung finanzierte Abtreibungen, staatliche Kindergärten und gleichgeschlechtliche Ehen“. Immer mehr Gruppen, die sich für die Familie einsetzten, erklärten ihre Opposition gegen das ERA.

ERA konnte bis heute nicht in Kraft treten

Schlafly und ihre Mitstreiterinnen schrieben Briefe und statteten den politischen Entscheidungsträgern ihres Bundesstaats Besuche ab. Bis 1978 hatten 35 Staaten das ERA ratifiziert, fünf waren von ihrer Zustimmung aber – dank des Engagements der konservativen Aktivistinnen - wieder zurückgetreten. So konnte das ERA bis heute nicht in Kraft treten.

Das amerikanische Onlinemagazin The Federalist würdigt das bleibende Vermächtnis der 2016 verstorbenen Streiterin für Familien und Frauen: Sie „gab den Millionen von Frauen, die von der feministischen Linken nicht repräsentiert werden, eine Stimme“. Denn nur etwa ein Drittel der amerikanischen Frauen bezeichne sich als feministisch – etwa der gleiche Prozentsatz bleibe zu Hause bei den Kindern.

DT/ks

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