In ihrem ersten Band „Im Haarknoten wohnt eine Dame“ mit den collagenhaft zusammengefügten Poemen erzählte die Nobelpreisträgerin Herta Müller verdichtet von dem, wovon auch ihre Romane handeln: Angst, Bedrohung, Tod und Fremdsein, Verlust und Einsamkeit. Ein in vielerlei Hinsicht einmaliges Werk, dem sie nun einen weiteren Collageband hat folgen lassen. Sie habe die Gedichte nicht anders als auf diese Weise „schreiben“ können, sagt sie im Gespräch mit dieser Zeitung. Ins Bild gesetzte Risse, Brüche, noch in sich zerstückelte Worte sprechen von einer Biografie, der alles Selbstverständliche abhanden gekommen ist.
Wahrheit, wie ein Kirschkern auf der Zunge
Begegnung mit Herta Müller – Ihr Collagenband erinnert an die bewusst herbeigeführte Anonymität von Flugblättern oder Erpresserbriefen. Von Ilka Scheidgen