Ich bin Gott noch so ferne, dass ich ihn nicht einmal beim Gebet spüre. Ja manchmal, wenn ich den Namen Gott ausspreche, will ich in ein Nichts versinken. Das ist nicht etwa schrecklich, oder schwindelerregend, es ist gar nicht – und das ist noch viel entsetzlicher. Doch hilft dagegen nur das Gebet, und wenn noch so viele Teufel rasen, ich will mich an das Seil klammern, das mir Gott in Jesus Christus zugeworfen hat, und wenn ich es nicht mehr in meinen erstarrten Händen fühle.“ Diese schonungslos aufrichtigen Worte im Dunkel des nationalsozialistischen Regimes richtete Sophie Scholl wenige Monate vor ihrer Hinrichtung, im November 1942, an ihren Freund, den Berufsoffizier Fritz Hartnagel.
„...um nichts anderes beten, als um das Beten können.“
Vom „Bund Deutscher Mädels“ zu den tiefsten katholischen Weisheiten bei Augustinus und Kardinal Newman – Über das religiöse Ringen der Sophie Scholl. Von Jakob Knab