Der Jenaer Zeithistoriker Stefan Gerber hat unlängst in einer Studie darauf aufmerksam gemacht, dass zeitgenössische Diskurse größtenteils ohne eine dezidiert katholische Stimme auszukommen vermögen. Das liegt nach Ansicht Gerbers insbesondere daran, dass katholisch sozialisierte Intellektuelle sich heute nur ungern mit einem sie vermutlich deklassierenden Bekenntnis schmücken wollen, da sie meinen, damit ihre Unabhängigkeit zu verlieren und ihre intellektuelle Redlichkeit zu gefährden. Deshalb führe derzeit ein neuer Typus, der des „postkatholischen Intellektuellen“, das Regiment jener auf Niveau bedachten Meinungsmacher und Debattenstifter an.
Überzeugungen sind erlaubt
Gibt es ihn noch oder nicht mehr? Falls es ihn gibt, was denkt er? Wie und wo artikuliert er sich? Verschiedene Wissenschaftler haben in den vergangenen Wochen in dieser Zeitung die Rolle des katholischen Intellektuellen in der modernen Gesellschaft zu bestimmen versucht. Zum Abschluss der Serie wird das Verhältnis von Glaube und intellektueller Redlichkeit geprüft. Von Martin Hähnel