Herrmann Nitsch, der alte Guru des Orgien-Mysterien-Theaters, beschreibt sein Verhältnis zum Christentum sehr präzis. Im Programmheft der jüngsten Premiere an der Münchner Staatsoper lesen wir über Christus, den scheiternden Helden, der doch letztlich den Sieg davonträgt. Durch Christus wird, so schrieb Nitsch in einem Essay 1989, „das Tragische, das Leid, der Schmerz angenommen und als natürliche Begleiterscheinung und als Bedingung des Schöpferischen verstanden und akzeptiert, auf dass Sein und Leben sind statt Tod und Nichts“. Die Eucharistie erkennt Nitsch als eines der tiefsinnigsten Mysterien, die Religionen je hervorgebracht haben.
Überdruss am ewig rinnenden Blut
Olivier Messiaens „Saint François d'Assise“ bei den Münchner Opernfestspielen – Jubel für Kent Nagano, Protest gegen Hermann Nitsch. Von Werner Häussner