Der Friedensnobelpreis ehrt den Einsatz gegen sexuelle Gewalt: Die Jesidin Nadia Murad (25) und der kongolesische Arzt Denis Mukwege (63) werden für ihre Arbeit gegen Vergewaltigungen als Kriegswaffe ausgezeichnet, wie das norwegische Nobelpreiskomitee am Freitag in Oslo mitteilte. Beide Preisträger hätten entscheidende Beiträge geleistet, derartige Kriegsverbrechen ins Bewusstsein zu rücken und gegen sie vorzugehen.
Preisträgern hat Überfall des IS auf ihr Dorf überlebt
Die aus dem Nordirak stammende Murad hatte im Jahr 2014 einen Überfall der Terrormiliz „Islamischer Staat“ auf ihr Dorf überlebt, während insgesamt 18 ihrer Familienmitglieder, darunter ihre Mutter, getötet wurden. Murad wurde gefangen genommen und von den Islamisten versklavt. Während ihrer dreimonatigen Gefangenschaft wurde sie mehrfach vergewaltigt.
Nach einer erfolgreichen Flucht berichtet Murad heute weltweit über ihr Schicksal, das nach Schätzungen mehrere Tausend jesidischen Mädchen und Frauen teilen. Im Jahr 2016 wurde sie von den Vereinten Nationen zur Sonderbotschafterin für die Würde der Überlebenden von Menschenhandel ernannt.
Mukwege setzt sich für die Ächtung von Vergewaltigungen als Kriegswaffe ein
Der Kongolese Denis Mukwege widmet seine Arbeit seit Jahrzehnten der Hilfe vergewaltigter Frauen. Der Gynäkologe gilt als einer der weltweit führenden Experten zur Behandlung der Folgen von Gruppenvergewaltigungen.
Im Jahr 1999 gründete Mukwege in seiner Heimatstadt Bukavu ein eigenes Krankenhaus, das sich auf die Behandlung betroffener Frauen spezialisiert hat. Dort habe er nach eigenen Angaben Zehntausende Frauen behandelt, die im kongolesischen Bürgerkrieg Opfer von Vergewaltigungen geworden waren. Neben seiner ärztlichen Tätigkeit setzt sich Mukwege seit Jahren für die Ächtung von Vergewaltigungen als Kriegswaffe ein.
Murad und Mukwege haben eigene Sicherheit riskiert, um gegen Kriegsverbrechen einzustehen
Bei der Bekanntgabe der neuen Preisträger erinnerte das Nobelpreiskomitee an das zehnte Jubiläum der UN-Resolution 1820 von 2008, welche Vergewaltigungen in die Liste der Kriegsverbrechen aufnahm. Dies sei ebenfalls bereits im Gründungsstatut des Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag im Jahr 1998 festgeschrieben worden.
„Der diesjährige Friedensnobelpreis hält sich fest an die Maßstäbe, die Alfred Nobel in seinem Testament festgehalten hat“, hieß es vom Komitee weiter. Murad und Mukwege hätten beide ihre eigene Sicherheit riskiert, um gegen Kriegsverbrechen einzustehen und nach Gerechtigkeit für die Opfer zu streben.
DT/kim
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