Der katholische Kultur-Experte Alexander Pschera („Vergessene Gesten“) ist davon überzeugt, dass sich „Abstand, gelassene Distanz, entspannte Ataraxia, Glück“ als Haltungen durch gute Lektüre einstellen können. Pschera konnte dies „in den düsteren Corona-Monaten“ feststellen. „Désinvolture – ein alter Begriff, der diese Haltungen gut auf den Punkt bringt – ist dabei nicht mit stoischer Gleichgültigkeit zu verwechseln. Auch Désinvolture ist Gefasstheit, Disziplin, Habitus, doch verbunden mit mehr als einem Schuss Ritterlichkeit, Eleganz, Geschmeidigkeit. Der Désinvolture fehlt der Charakter des Verbissenen, Unharmonischen, Erzwungenen, Unauthentischen, das dem Stoiker immer eignet. Und außerdem hat der desinvolte Mensch mehr Humor als der Stoiker.“
Blick auf Romanwerk Anthony Powells
Im dritten und letzten Teil seiner kleinen Désinvolture-Trilogie in der „Tagespost“ schaut Pschera auf das 12-bändige Romanwerk "Dance to the music of time" (1951-1975) des britischen Autors Anthony Powell: „Es ist eine Désinvolture der Unmittelbarkeit, die Powell uns beibringt, bei der die Eleganz die Haltung überwiegt. Wahrscheinlich ist diese Form des Sich-Entwindens in einer Echtzeit-Epoche wie der unsrigen angemessener, in der jedes Ereignis sofort zur Information und jedes flüchtige Gefühl sogleich zum Posting erstarrt, ohne die Chance zu haben, heranzureifen und sich zu entwickeln.“ DT/mee
Alexander Pschera über Lesen und Désinvolture. Lesen Sie den ganzen Text in der kommenden Ausgabe der Tagespost.