Abstand, gelassene Distanz, entspannte Ataraxia, Glück – diese Haltungen können sich durch Lektüre einstellen, wie ich in den düsteren Corona-Monaten mit den Memoiren des Herzogs von Saint-Simon feststellen konnte. Désinvolture – ein alter Begriff, der diese Haltungen gut auf den Punkt bringt – ist dabei nicht mit stoischer Gleichgültigkeit zu verwechseln. Auch Désinvolture ist Gefasstheit, Disziplin, Habitus, doch verbunden mit mehr als einem Schuss Ritterlichkeit, Eleganz, Geschmeidigkeit. Der Désinvolture fehlt der Charakter des Verbissenen, Unharmonischen, Erzwungenen, Unauthentischen, das dem Stoiker immer eignet. Und außerdem hat der desinvolte Mensch mehr Humor als der Stoiker. Über Witz verfügt Saint-Simon ...
Désinvolture
Powell bewegt sich auf Augenhöhe des Personals
Die Macht des Lesens in Pandemie-Zeiten (III): Désinvolture-Lehrmeister Anthony Powell