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Die „ungeschriebene Lehre“ Platons

Die „ungeschriebene Lehre“ Platons führt direkt zu seinem Gottesbild. Zu den neuesten Erkenntnissen des Tübinger Altphilologen Thomas Szlezák.
Büste des griechischen Philosophen Platon
Foto: Tobias Hase (dpa)

Im Unterschied zur heutigen Sprachverbortskultur gab es eine Lehre, die sich selbst vor Diskriminierungen schützen wollte. Das war die Philosophie Platons. Er wollte das höhere philosophische Wissen vor der Kritik unwissender schützen und entwickelte eine pointierte Schriftkritik. Denn Schriften „kullern“ überall herum, bei Verständigen wie bei nicht Verständigen. Platon meinte, die Schrift kann sich nicht selbst verteidigen wie es im Dialog möglich ist, sie weiß nicht, zu wem sie schweigen sollte und vor allem haben nur Redende Verantwortung vor Gott. 

Begeisterung für Erkenntnis der letzten Dinge

Es gibt daher bei Platon eine „ungeschriebene Lehre“, die er nur in seiner Akademie verbreitet hat; sie ist jetzt in der Mailänder Schule und in der Tübinger Schule untersucht worden. Thomas Szlezák aus der Tübinger hat jetzt in seinem neuesten Buch „Platon – Meisterdenker der Antike“ seine Erkenntnisse zusammengefasst. Hiernach konnte bei Platon Philosoph nur werden, wer die geeigneten ethischen und intellektuellen Fähigkeiten hatte sowie mündlich seine eigenen schriftlichen Äußerungen in den Schatten stellen konnte. Entscheidend für diese schriftlich nicht zu vermittelnde Haltung ist die Begeisterung für die Erkenntnis der letzten Dinge, wie von einem Feuer entflammt. 

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Für Platon gab es über den Göttern den einen Gott, er ist der Grund des Lebens und der König von allem. Platon hat auch mit Xenophanes als einer der ersten die Unmoral der Götter kritisiert. Die Mailänder Platon-Schule um Giovanni Reale hebt auch den personalen Charakter Gottes hervor, der Vernunft und Willen besitzt.

Auch die Ebenbildlichkeit ist ein Aspekt, denn Gott wollte von seiner Schöpfung, dass sie ihm so ähnlich wie möglich sei. Platon verstärkte sogar wieder die philosophische Frage nach dem Göttlichen und befand sich auch hierbei in der entgegengesetzten Bewegung wie die Moderne seit dem 19. Jahrhundert.  DT/ari

Lesen Sie einen ausführlichen Beitrag zu den neuesten Erkenntnissen des Tübinger Altphilologen Szlezák in der kommenden Ausgabe der Tagespost.

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