In dieser Zeitung wurde der Zustand der deutschen Philosophie beklagt. Jedoch handelt es sich in der gegenwärtigen Lage eher um eine Krise des Denkens als um eine Krise der Philosophie in Deutschland. Die Krise des Denkens prangerte der Transzendentalphilosoph Reinhard Lauth bereits in den 1960er Jahren an, indem er auf die „absolute Ungeschichtlichkeit der Wahrheit“ (1966) pochte und sich eindeutig gegen einen historisch relativierten Wahrheitsbegriff positionierte. Jedoch kann diese Krise letztlich nur durch die Philosophie selbst, die momentan durch diese Krise des Denkens ebenfalls betroffen ist, gelöst werden.
Philosophische Selbstheilung
Nicht die Philosophie ist in der Krise, sondern das Denken. Und deshalb hilft auch nicht eine Rückbesinnung auf die Transzendentalphilosophie oder eine bloße Anklage der analytischen Philosophie, sondern es braucht eine Besinnung auf eine realistische Metaphysik. Und auch der kommende Kongress der Deutschen Gesellschaft für Philosophie in München ist keine gottvergessene Veranstaltung, wie Johannes Seibel in seinem Stück „Vom Elend der Philosophie in Deutschland“ behauptet hat (DT vom 19. Mai). Eine Erwiderung. Von Hans Otto Seitschek