Der Inbegriff der Opernromantik: Ein samtblauer, sternübersäter Himmel spannt sich aus, ein sanfter, linder Wind erfrischt die Wärme des Abends, ein ägyptischer Tempel hebt sich aus dem Dunkel, warm beleuchtet, als würden ihn tausende Kerzen illuminieren. Und eine Frau singt sehnsüchtig zur weichen, leisen Riesenharfe eines Orchesters: „Ah, komm, mein Geliebter, berausche mich, beglücke mein Herz!“ Für solche Momente bezaubernder Stimmung ist die Arena von Verona weltberühmt. Wenn sich Amneris in Giuseppe Verdis Oper „Aida“ mit einem schmeichelnden Melodiebogen nach dem fernen Radames sehnt, der die ägyptischen Heerscharen an der Grenze zu Äthiopien zum Siege führt, bleibt den Zuschauern der Atem stehen. Ganz ...
Opernromantik pur
Verona feiert in diesem Jahr 100 Jahre Oper in der Arena – auf dem Spielplan steht ein Stück dabei ganz oben: „Aida“. Und zwar doppelt. Einmal in der Ausstattung von 1913 und dazu in einer Neuproduktion. Über das Niveau kann man streiten. Doch Mythos bleibt Mythos. Gerade in Italien. Ein kleiner Spaziergang durch die musikalische Geschichte dieser Spielstätte. Von Werner Häußner