Der Medienwissenschaftler Nobert Bolz reflektiert in der kommenden Ausgabe der „Tagespost“ über den Sitz von Wundern im modernen Leben: „Nichts ist dem aufgeklärten Selbstverständnis des modernen Menschen fremder als die Erfahrung eines Wunders – so scheint es zumindest. Sieht man aber genauer hin, so entdeckt man leicht säkulare Varianten. So hat der Jurist Carl Schmitt den Ausnahmezustand als säkularisiertes Wunder bezeichnet.“
Wunder nicht im Widerspruch zur Natur
Dabei muss man laut Bolz theologisch definierte Wunder von Menschen gemachten „Ausnahmezuständen“ unterscheiden: „Normalerweise denkt man beim Begriff Wunder aber an einen Eingriff Gottes in den Naturablauf. Und das widerspricht eben dem rationalistischen Weltverständnis des modernen Menschen. Für den ungebildeten Aufgeklärten ist das Wunder der Inbegriff des Irrationalen. Doch schon der Kirchenvater Augustinus wusste es besser. Das Wunder muss nämlich nicht irrationalistisch interpretiert werden. Es steht nicht im Widerspruch zur Natur, sondern nur im Widerspruch zur uns bekannten Natur.“
Für menschliche Versuche, das Unerwartete in den Griff zu kriegen, hat Norbert Bolz nur geerdeten Spott übrig: „Managementtheoretiker und Organisationssoziologen empfehlen ein Training der Geistesgegenwart und Spannkraft, Mut zur Risikobereitschaft und eine Kultur der Fehlerfreundlichkeit. Das sind aber nur Äquivalente des Gottvertrauens. Denn es gibt nur einen erfolgreichen Umgang mit dem Unverfügbaren, Schicksalhaften: Religion.“ DT/mee
Norbert Bolz über Wunder. Lesen Sie den ganzen Text in der kommenden Ausgabe der Tagespost.