Vor zwei Jahren hatte Publizistikprofessor Michael Haller (Leipzig) im Auftrag der Otto Brenner Stiftung eine Studie mit dem Titel „Die Flüchtlingskrise in den Medien“ vorgestellt, aus der hervorging, die Presse habe in dieser Thematik größtenteils die Perspektive der politischen Elite übernommen und bis zum Spätherbst 2015 die „Sorgen, Ängste und auch Widerstände eines wachsenden Teils der Bevölkerung“ kaum aufgegriffen (so die NZZ in einer Besprechung). Wer Skepsis anmeldete, sei der Fremdenfeindlichkeit verdächtigt worden. Durch die Ausgrenzung der Andersdenkenden hätten die Journalisten zur sozialen Polarisierung beigetragen. Soweit die damalige Rezeption.
Wie aber ist es heute, zwei Jahre danach?
Hat sich in der medialen Rezeption etwas geändert? Und was sind die Gründe für Kontinuität oder Bruch? Auf diese Fragen gibt eine neue Studie Auskunft. Haller greift dabei auf die Ergebnisse seiner groß angelegten Untersuchung von Juli 2017 zurück und analysiert, ob die damalige Untersuchung in der Medienwelt Spuren hinterlassen hat – oder ob die Journalisten die Funktionskritik überwiegend abgewehrt haben.
Der Frage wurde am Beispiel des UN-Migrationspakts nachgegangen. Sämtliche Berichte, die tagesaktuelle Leitmedien im zweiten Halbjahr 2018 publizierten, wurden quantitativ und qualitativ geprüft. Als Ergebnis seiner Analyse deutet Michael Haller an, dass „einige Medienredaktionen die Art der Themenvermittlung verändert haben und vom Kathederjournalismus herabgestiegen sind“.
DT (jobo)
Was sich genau geändert hat und worin das strukturelle Problem des Journalismus nach wie vor besteht, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe der „Tagespost“ vom 11. Juli 2019.