Wenn Staunen, wie Thomas von Aquin meinte, Sehnsucht nach Wissen ist, war ich wohl am rechten Ort: Als ich Mitte der 1980er Jahre die Umayyaden-Moschee in Damaskus besuchte, zog ein kleiner, mausoleumsartiger Pfeilerbau, dessen grün-verglaste Bogenfenster enigmatisch erleuchtet waren, meine Aufmerksamkeit an. Mein Begleiter vom syrischen Informationsministerium erklärte mir, dass es sich um den Schrein handele, in dem sich das Haupt von Johannes dem Täufer befinde. Der jüdische Bußprediger, der Jesus im Jordan taufte und damit laut Markusevangelium den Beginn für das öffentliche Wirken des Messias setzte, verehrt in einer der berühmtesten Moscheen des Morgenlandes?
Feuilleton
Mit Jesus darf man alles machen
Christlich-islamischer Dialog: Erstaunliches, Erfreuliches, Enttäuschendes. Von Ingolf Bossenz