Die Leidenschaft, mit der dieser Tage um das Amt des Bundespräsidenten gestritten wird, und die Sehnsüchte, die auf ihm ruhen, legen den Verdacht nahe, dass es um mehr geht als nur um Christian Wulff oder Joachim Gauck. Vielleicht spürt das Volk tief im Unterbewusstsein, welche Lücke seine eigene Souveränität gerissen hat. Zwar ist sie das Grundaxiom der demokratischen Gesellungsform. Als solches steht sie nicht zur Disposition. Dennoch wird deutlich, dass sie etwas beseitigt hat, was im Grunde unersetzlich ist: Legitimität, die sich nicht aus dem Willen von Mehrheiten speist. Das Grundgesetz hat dieser besonders in Deutschland ausgeprägten Sehnsucht nach dem Überparteilichen, dem Parteienhader Entrückten – siehe Kaiser Wilhelm II.