Bei einem Literaturfestival in Hamburg wurde die österreichische Kabarettistin und Autorin Lisa Eckhart aus Sicherheitsgründen ausgeladen. Inzwischen hat sie auf die Teilnahme verzichtet. Sie hätte dort aus ihrem Debütroman „Omama“ (Zsolnay Verlag) lesen sollen, der am 17. August erscheint.
Gelandet in metaphysischer Obdachlosigkeit
Gegenüber der „Tagespost“ spricht sie nicht nur über die religiösen Motive in dem Roman, sondern auch über die Bedeutung metaphysischer Fragen generell. „Ich habe mir vom Atheismus sehr viel erhofft: Lebensfreude, Humor, Orgien. Letztlich aber ist man dann in dieser oft zitierten metaphysischen Obdachlosigkeit gelandet. Und jetzt ist die säkularisierte Welt fast noch lust- und lebensfeindlicher als die, gegen die man angehen wollte. Weswegen ich ganz bei Nietzsche bin, der sinngemäß sagt: 'Gott ist tot. Wir haben ihn getötet, aber war diese Tat nicht etwas zu groß für uns?'“
Dabei kann sich die 27-Jährige, die zu Beginn ihrer Kabarett-Karriere aus der Kirche austrat, durchaus vorstellen, wieder Mitglied der Kirche zu sein. Zumal sie gesteht, gern Kardinal Ratzinger (Benedikt XVI.) zu lesen und am liebsten in Röcken, Nietzsches Geburtsstadt, kirchlich heiraten würde. „Mit meiner Hochzeit gebe ich Nietzsche und der Katholische Kirche meinen Segen, ein bisschen näher zusammenzurücken. Uns beiden, meinem zukünftigen Mann und mir, natürlich auch. Ich bin mir sicher, Nietzsche hätte heute eher in einer katholischen Zeitschrift veröffentlichen können als zu seiner Zeit.“
Am liebsten in Nietzsches Geburtsstadt kirchlich heiraten
Provozierende Ironie oder ernste Absicht? Gegenüber der Journalistin Ute Cohen, welche für die „Tagespost“ mit Eckhart das ausführliche Interview zu religiösen Themen geführt hat, unterstreicht Lisa Eckhart ihre Faszination für Nietzsche und den Katholizismus: „Ich glaube, Nietzsche und die Kirche würden sich heute wahnsinnig gut verstehen, so verfeindet sie damals waren.“
DT/mee
Katholisch aufgewachsen ist Lisa Eckhart nicht. Weshalb sie sich aber vorstellen könnte, wieder in die Kirche einzutreten und warum sie den Gott des Alten Testaments wesentlich spannender findet, erfahren Sie in der kommenden Ausgabe der Tagespost. Holen Sie sich das ePaper dieser Ausgabe kostenlos