Einladend wirkt das nicht. Der deutsche Pavillon ist in einen Zwinger gepresst, hinter den hohen Gittern kläffen zwei Dobermänner um die Wette. Und dennoch stehen riesige Besuchertrauben vor dem seitlichen Eingang an, um wenigstens ein paar Minuten von Anne Imhofs fünfstündiger Performance zu erhaschen. Die Frankfurter Künstlerin, die mit ihren Arbeiten durchaus den Widerspruch herausfordert, ließ in den neoklassizistischen Bau ein Glaspodest legen. Unter dem rangeln, winden und drangsalieren sich gelenkige junge Männer und Frauen, während die Besucher übers Geschehen spazieren. Das hat etwas düster Bedrückendes, und es wird auch nicht so ganz klar, wer bei dieser ziemlich unterkühlten Körperarbeit Opfer ist und wer Täter. Kuratorin ...
Kunst braucht keinen Zeigefinger
In Venedig hat die 57. Biennale begonnen – ihre französische Chefkuratorin Christine Macel feiert die Kunst und lässt die Künstler machen. Von Christa Sigg