Diese Überraschung kennt jeder. Man sitzt im vertrauten Freundes- und Verwandtenkreis und diskutiert – was seltener geworden ist – über Politik. Und dann kommt's: Der eine findet die Grünen gar nicht so übel, der andere gibt sich als Nichtwähler zu erkennen, weil er mit der CDU unzufrieden ist. Dabei haben wir sie immer für CDU-Stammwähler gehalten. Aber Stammwähler sind in der Demoskopie immer seltener zu finden. Sie werden auf etwa 20 Prozent geschätzt.
Kennt die CDU ihre Wähler überhaupt noch?
Der CDU droht der 30-Prozent-Turm. Davor hat zuletzt das konservative Aushängeschild der Partei, Jörg Schönbohm, gewarnt (DT vom 25. Juni). Wie die Union das verhindern kann, darüber denkt an dieser Stelle in einem Gastbeitrag der frühere Berliner Kultursenator, langjähriger Wahlkampfstratege unter Helmut Kohl und Bundesgeschäftsführer der CDU nach. Seine These: Die Partei muss sich auf die Stammklientel der über 55-Jährigen, die Erstwähler, die Nichtwähler und die bürgerliche Mittelschicht, die sich vor allem um die wirtschaftliche Zukunft ihrer Familien sorgt, konzentrieren. Von Peter Radunski