Der Theologe und Religionslehrer Fabian Wilquin macht sich im Feuilleton der „Tagespost“ für den Reliquienkult in der Postmoderne stark. „Im Kontext der kirchlichen Tradition von Heiligenverehrung und ihrer Reliquien hört man nicht selten den Einwand, das Leben der Heiligen habe für postmoderne Katholiken nichts mehr zu bieten“, so Wiquin. „Zugegeben, die Begegnung mit einer Reliquie ist immerzu eine Provokation.“
Berührbar machen
Der oft als „angsteinflößender Schutzwall empfundene Glanz der Heiligen in ihren kunstvollen Schreinen und Reliquiaren“ könne bei der Begegnung mit einer Reliquie aber erklommen und überwunden werden. „Dies geschieht durch das Berührbarmachen der Reliquie wie zum Beispiel bei der Segnung mit Reliquiaren im wörtlichen Sinn. Im übertragenen Sinn geschieht dies, indem Kirchenpädagogen Inhalte aus der Heiligenbiographie anschaulich präsentieren, diese Inhalte jedoch auch mit eigenen Glaubenszeugnissen biographisch zu „verheutigen“ wissen. Das erfordert eine authentische Weitergabe dessen, was man selbst darüber weiß oder auch eben nicht.“
Potential für Verkündigung
Fabian Wilquin betont: „Der Glaube an die Heiligen ist keine starre Funktion oder ein Abrufen himmlischer Kräfte. Er gewinnt an Leben, wenn die Verantwortlichen für die Reliquien und die sie umgebende heilige Kunst selbst eine Beziehung aufbauen zur Menschlichkeit, die sich darin und um sie herum befindet.“
Es liege in der Hand aller Verantwortungsträger, das Potenzial der Verkündigung durch sakrale Kunst in die diözesanen und überdiözesanen Zukunftsprozesse einzubinden. „Reliquien als eine Angelegenheit von Museen oder Magazinen zu betrachten, wird dem Anspruch unseres Glaubens nicht gerecht.“ DT/mee
Reliquien können bei der lebendigen Glaubensverkündigung dienen. Lesen Sie den ganzen Text in der kommenden Ausgabe der Tagespost.