Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Würzburg

Kardinal Müller schreibt über die Menschen in Rom

In seinem neuen Buch gibt Kardinal Gerhard Luwdig Müller authentisch Stimmen und Anschauungen von Römern wider – und natürlich auch die Faszination, die von der Kirche und der Ewigen Stadt ausgeht.
Kardinal Gerhard Ludwig Müller
Foto: Sebastian Kahnert (dpa-Zentralbild) | Kardinal Gerhard Ludwig Müller hat ein neues Buch veröffentlicht.

Wenn an Weihnachten und Ostern die dicht gedrängte Menge auf dem Petersplatz und die Millionen Menschen am Bildschirm auf die Loggia von St. Peter blicken,wo der Papst sich zeigt, dann erlebt man Heilsgeschichte und Weltkirche zum Anfassen. Wie „Petrus, zusammen mit den Elf“ (Apg 2,14) am Pfingstfest tritt auch der Papst öffentlich auf, „erhebt seine Stimme und beginnt zu reden“ von dem gekreuzigten Jesus, „den Gott zum Herrn und Messias gemacht hat“ (Apg 2,36). Die Universalität des Heilswillen Gottes, der die Menschen in der Kirche Christi zusammenführen will, vollzieht sich im Heiligen Geist, der auf alles Fleisch ausgegossen wurde (Apg 2,17): „Denn euch und euren Kindern gilt die Verheißung und all denen in der Ferne (vgl. Jes 57,19), die der Herr, unser Gott, herbeirufen wird.“ (Apg 2, 39) Da zitiert der junge Theologie-Student so andächtig einen alten Kirchenvater „Niemand kann Gott zum Vater haben, der die Kirche nicht zur Mutter hat“ (Cyprian, De unit. eccl. 6), Dass die zwei Ministrantinnen an seinem Cafetisch über soviel Gelehrsamkeit nur so staunen. Urbi et orbi erteilt der Papst in einem Akt höchster Symbolik allen den „Segen Gottes, der unsere Gemeinschaft mit Christus im Himmel“ (Eph 1,3) bezeichnet.

Lesen Sie auch:

Selbst Skeptiker spüren den Hauch des Glaubens

Auch die von der Kirche Distanzierten und vom Leben Enttäuschten, die Andersgläubigen und sogar einige Skeptiker spüren ein wenig vom Hauch des christlichen Glaubens, der Völker verbindet und Hoffnungen weckt. In Rom und überall kann aber der Enthusiasmus für einen populären Papst die Sorgen des obersten Hirten für die Kirche auf der ganzen Welt – die sollicitudo omnium ecclesiarum – nicht übertönen. Die schleichende und offen betriebene Entchristlichung der westlichen Welt, die Einheit der Christenheit unter dem einen Hirten Jesus Christus, der Antagonismus der politischen Kräfte fordern seinen Einsatz zusammen mit den Bischöfen und allen Gläubigen für die Neuevangelisierung, den ökumenischen Weg zur Wiedervereinigung aller Gläubigen in der einen Herde Christi, und seine moralische Autorität für die weltweite Geltung der Menschenrechte, der sozialen Gerechtigkeit und des Friedens in der Völkerfamilie.

Der Katholik weiß darum in einem tieferen geistlichen Sinn, warum„alle Wege nach Rom führen“ – „tous les chemins vont à Rome“.Da hatte sogar Voltaire mal Recht. Der Katholik denkt jedoch nicht zuerst anRomals Hauptstadt eines Weltreiches, das Kaiser Augustus mit dem Goldenen Meilenstein (milliarium aureum) auf dem Forum Romanum ins Zentrum seiner Macht rückte, oder an Rom als kulturellen Mittelpunkt Europas im Zeitalter von Renaissance und Barock. Vor den Augen seines Geistes steht das Reich Gottes und die Einheit der Menschen im Glauben an Jesus Christus in der Gemeinschaft Seiner Kirche: unus Christus – una fides – una ecclesia (Eph 4,4–6). Der Goldene Meilenstein der gesamten Welt- und Menschheitsgeschichte ist nicht mehr an einen Raum- und Zeitpunkt gebunden, sondern in einer Person an jedem Ort und zu jeder Zeit jedem Menschen unmittelbar gegenwärtig. „Denn als die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und dem Gesetz unterstellt, damit er die freikaufe, die unter dem Gesetz stehen, und damit wir die Sohnschaft erlangen.“ (Gal 4,4)

DT/mee

Ein Auszug aus dem neuen Buch von Kardinal Müller – Lesen Sie den ganzen Text in der Ausgabe der „Tagespost“ vom 11. Juli 2019.

Themen & Autoren
Augustus Bischof Christen Christliche Glaubensrichtungen Gläubige Jesus Christus Kardinäle Katholikinnen und Katholiken Kirchenväter Ostern Päpste Voltaire

Weitere Artikel

Wie die Einheit des Reichs unter Konstantin dem Großen zerfiel.  Zweiter Teil. 
13.11.2023, 19 Uhr
Christoph Münch

Kirche

Zu Ostern werden nur wenige Pilger erwartet. Es ist Zeit, an die Christen im Heiligen Land zu denken.
27.03.2024, 11 Uhr
Regina Einig