In einem Gastbeitrag für die „Tagespost“ vergleicht der emeritierte Kurienkardinal Paul Josef Cordes zwei Romane, die von der Bedrohung durch eine Seuche handeln: „Die Pest“ von Albert Camus und „Die Verlobten“ von Alessandro Manzoni. Cordes hebt hervor, dass „Die Verlobten“ eine Re-Lecture, wie der populäre Camus-Roman, verdient hätten. Auch wenn „Manzonis Vermächtnis“ nur „diskret angedeutet“ sei. So zeige der Roman des Italieners doch aktuelle Frömmigkeits- und Verhaltensweisen: „Auch Spirituell-Geistliches ist betroffen. Dass Fromme versucht sind, mit magisch anmutenden religiösen Praktiken übernatürlichen Schutz zu suchen: Die vom Volk herbeigezwungene Prozession mit den Reliquien des Heiligen Karl Borromäus wird zu einer schrecklichen Katastrophe. Dass jemand in seiner Ohnmacht von glaubwürdigen Zeugen Weisung für sein Leben erwartet. Und nicht zuletzt richtet der Dichter den Blick nach oben: Gott wird benannt, das Kreuz, das Beten, die Gottesmutter Maria. Und inmitten all der vielfach Pest-Geschädigten: die Patres des Kapuziner-Ordens, die sich gestärkt durch Christi Hilfe der Pflege der Kranken widmen – gelassen, und ohne an die Gefahren für ihre Gesundheit zu denken.“
Der atheistische Humanismus war eine Falle
Manzonis „Verlobte“, so Kardinal Cordes, seien somit „hochaktuell“. Denn: „Unsere neue Ohnmacht lehrt auch uns, gen Himmel zu blicken. Gewiss gibt es zahllose Helfer im Kampf gegen die Seuche, die sich nicht als Gläubige verstehen. Auch ist Gott kein Lückenbüßer, der sich unserer menschlichen Grenzen bediente. Doch der atheistische Humanismus war immer eine Falle: als ob wir Nächstenliebe als vorrätige Gabe und autarke Kraft besäßen – auf Appelle hin abrufbar, weil naturgegeben.“
DT/mee
Kardinal Paul Josef Cordes über die Romane „Die Pest“ und „Die Verlobten“. Lesen Sie die ganzen Text in der kommenden Ausgabe der Tagespost. Holen Sie sich das ePaper dieser Ausgabe